Wien im Wandel: Kreislaufwirtschaft beim internationalen Startup-Festival ViennaUP

Kreislauffähigkeit hat in Wien einen hohen Stellenwert. Die Stadt setzt bereits zahlreiche Maßnahmen und verfolgt Strategien, um ökologische, soziale und wirtschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Damit positioniert sich Wien besonders für Unternehmen aus dem Bereich Nachhaltigkeit als attraktiver Wirtschaftsstandort. Auch beim diesjährigen ViennaUP, dem internationalen Startup-Festival im Mai, steht das Thema klar im Fokus.
Smart City Wien
Wien will bis 2040 klimaneutral werden und setzt auf innovative Smart-City-Lösungen, um das anspruchsvolle Ziel zu erreichen. Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von mehreren Milliarden Euro entwickelt die Stadt zahlreiche Projekte, die sowohl die Lebensqualität verbessern als auch den ökologischen Fußabdruck reduzieren sollen.
Ziel ist dabei ein ganzheitlicher Ansatz, der technologische Innovation mit sozialer Nachhaltigkeit verbindet. Ein Vorzeigeprojekt ist etwa die Waste2Value-Anlage, die Restmüll in umweltfreundlichen Treibstoff umwandelt. Die Innovation demonstriert Wiens Engagement für die Kreislaufwirtschaft und zeigt, wie Abfallmanagement neu gedacht werden kann.
Wien hat einen umfassenden Stadtentwicklungsplan bis 2035 ausgearbeitet. Hier sind klare Rahmenbedingungen für Wachstum, Nachhaltigkeit und Lebensqualität in der Bundeshauptstadt definiert. Ein Kernaspekt ist die Festschreibung eines Grünanteils von mindestens 50 Prozent für die nächsten zehn Jahre – umgesetzt durch neue Konzepte wie Wiener Gartenstraßen und erweiterte Beserlparks. Auch der Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Radinfrastruktur ist vorgesehen. Der neue Wien-Plan soll im April 2025 vom Wiener Gemeinderat beschlossen werden.
Smart City SuMMit: Gemeinsam für kreislauffähige Städte
Am 15. Mai 2025 findet im Rahmen der ViennaUP der Smart City SuMMit statt und knüpft nach der Devise „Let’s Co-Create Circular Cities“ an die Wiener Zukunftspläne an. Die Veranstaltung bringt internationale Expert:innen, Startups und NGOs zusammen, um Lösungen für eine nachhaltige und zukunftsbewusste Stadtentwicklung zu erschließen.
Der Summit findet von 8:30 bis 14:00 Uhr im Climate Lab Wien statt und wird in englischer Sprache abgehalten. Die Wirtschaftsagentur Wien organisiert die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit den Wiener Stadtwerken, der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft und dem Climate Lab. Das Programm umfasst Keynotes, Startup-Pitches sowie interaktive Gruppensessions – und bringt Menschen unterschiedlicher Branchen zusammen, um sich ganz dem Thema Kreislaufwirtschaft in Städten zu widmen.
Das Event bietet umfangreiche Vernetzungsmöglichkeiten, beginnend mit einem Networking-Frühstück bis hin zum gemeinsamen Mittagessen. Startups haben noch bis 14. April die Möglichkeit, sich hier für die Pitches zu bewerben. Darüber hinaus informieren die FFG und die Wirtschaftsagentur Wien über Fördermöglichkeiten für Kreislaufwirtschaftsprojekte.
„MONTREET ist viel mehr als nur Mode“
Modedesignerin Nadine Schratzberger wird Teil der Panel-Diskussion beim Smart City SuMMit sein. Als Gründerin der nachhaltigen Sportmode-Marke MONTREET kennt sie die Herausforderungen und Chancen zukunftsfähiger Businesses. Bereits zum dritten Mal ist sie aktiv am ViennaUP-Programm beteiligt: „Letztes Jahr habe ich gemeinsam mit zwei anderen Unternehmen ein Panel gehostet: ‚The Way of Consumerism‘. Es war inspirierend, so viele Perspektiven zu hören“, so Schratzberger.
MONTREET wurde 2018 als kreislauffähiges Sportmode-Unternehmen per Crowdfunding gegründet. Nadine Schratzberger will Brücken schlagen, einerseits „zwischen Nachhaltigkeit und Funktion – aber wir schlagen auch die Brücke zwischen Aktivismus und Business. Ich stelle mir MONTREET wie eine Dachorganisation vor“, erklärt Schratzberger.
Das Unternehmen beschränkt sich nicht auf die Herstellung, sondern vermietet seine Kleidung und bietet Reparaturen an. „Wenn jemand das Kleidungsstück nicht mehr haben will, dann cyclen wir es auch up. Das nennen wir ‚Circle of MONTREET'“, berichtet die gebürtige Wienerin. Das Unternehmen verfolgt außerdem einen Bildungsauftrag und organisiert Workshops, um unter anderem Volksschulkinder über Nachhaltigkeit und Umwelt aufzuklären. MONTREET ist ein Gegenentwurf zu Modegiganten, die lediglich auf Greenwashing setzen. Nadine Schratzberger und ihr Unternehmen nehmen Kreislaufwirtschaft ernst: „Meine Vision ist, dass nachhaltige Mode keine Nische bleibt, sondern die Norm wird.“
ViennaUP: Viele Events mit Fokus auf Nachhaltigkeit
Homebase am Karlsplatz
Im Rahmen des internationalen ViennaUP-Festivals eignet sich die sogenannte Homebase am Karlsplatz hervorragend als Anlaufpunkt für alle Teilnehmenden und Interessierten. Der Veranstaltungsort verbindet Networking-Möglichkeiten mit einem vielfältigem Musikprogramm und nachhaltigem Konzept. Die Einrichtung besteht aus wiederverwendbaren Möbeln. Das kulinarische Angebot bietet vegane Speisen aus lokaler Produktion. Während der „Viennese Hour“ können Weine aus der Region verkostet werden.

Impact Days 2025
Am 12. und 13. Mai finden im Wiener Rathaus die Impact Days statt: eine bedeutende Konferenz, die Akteur:innen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft zusammenbringt. Die von Impact Hub Vienna organisierte Veranstaltung fokussiert sich auf die Entwicklung nachhaltiger Lösungen für komplexe gesellschaftliche Herausforderungen. Der erste Konferenztag widmet sich spezialisierten Masterclasses und Co-Learning-Formaten und schließt mit einem Gala-Dinner zum Networking und fachlichen Austausch. Der zweite Tag bietet Keynotes, Podiumsdiskussionen und Startup-Pitches. Der Abend wird mit einer Jubiläumsfeier zum 20-jährigen Bestehen von Impact Hub Global und dem 15-jährigen Jubiläum von Impact Hub Vienna abgerundet.
The Green 100
Der Climate and Energy Fund präsentiert am 14. Mai 2025 die nächste Ausgabe von The Green 100 in die Aula der Wissenschaften. The Green 100 hat sich als wichtigste Veranstaltung im Bereich der Green Financing in Österreich etabliert. Im vergangenen Jahr wurde das große Interesse an nachhaltigen Investitionen deutlich: Über 600 Teilnehmende und 33 Ausstellende waren mit dabei. Im Rahmen des Matchmaking-Programms wurden 53 grüne Projekte mit 36 Investor:innen aus Zentral- und Osteuropa vernetzt.
Dass die ViennaUP eine geballte Power an breit gefächerten Startup-Events ermöglicht, stößt auf positive Resonanz: „Ich glaube, so wird die Stadt richtig vibrant, es passiert einfach mehr. Leute, die extra nach Wien kommen, haben die Möglichkeit, sich divers auszutauschen. Ich bin super stolz, dass wir das in Wien haben. Es ist cool, dass auch Startups aus anderen Ländern die Möglichkeit haben, sich zu bewerben. Die Wirtschaftsagentur ist da eine wichtige Unterstützung“, freut sich Nadine Schratzberger.
Vienna Planet Fund Info Brunch
Am 16. Mai lädt der Info Brunch auf der Homebase von 11:00 bis 12:30 Uhr Interessierte am Vienna Planet Fund ein. Dieser bietet Unternehmen und Gründer:innen finanzielle Unterstützung für klimafreundliche Projekte in Wien. Mit einer Förderung von bis zu 250.000 Euro pro Projekt werden Investitionen in nachhaltige Technologien und Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen gefördert.
MudKlub bringt Lehm in die Gegenwart
Aktuell erhalten unter anderem MudKlub eine Förderung des Vienna Planet Fund. Das Wiener Startup vereint Nachhaltigkeit mit modernem Design und traditionellem Handwerk. Ihr Ansatz sieht eine Wiederbelebung des natürlichen, regionalen Materials Lehm vor. Mit ihren Tafeln wollen die Gründer:innen Anna Schweiger und Volker Hölzl Lehm als modernen Baustoff im urbanen Kontext neu positionieren.
Eine Marktlücke hat MudKlub schnell erkannt: „Lehmleichtbauplatten sind üblicherweise wie ökologische Gipskartonplatten und geben optisch nicht viel her. Die werden noch angestrichen oder verputzt. Es gibt keinen fertigen Plattenbelag der die Haptik und Optik von Stampflehm hat“, so die Gründer:innen. Lehmfliesen zeichnen sich durch besondere physikalische Eigenschaften aus. Sie können Feuchtigkeit aufnehmen, speichern und bei Bedarf wieder an die Raumluft abgeben. Die Haupteinsatzgebiete liegen im gewerblichen Bereich. Besonders geeignet sind die Tafeln für Hotels und Lobbys, Restaurants und Bars oder Showrooms. Dort wird besonders von den klimaregulierenden Eigenschaften des Lehms profitiert – vor allem in Räumen mit hoher Personenfluktuation und entsprechender Luftbelastung.

Der Lehm stammt unter anderem aus dem Wiener U-Bahn-Bau, Splitt und Sand als Zusatz aus dem Wienerwald. „Wir achten darauf, dass die Rohstoffe regional verfügbar sind. Dadurch, dass wir nichts brennen müssen, haben wir den Vorteil, nahezu CO2-neutral zu sein. Der Lehm ist kreislauffähig, weil unser Bindemittel einzig und allein der Ton ist“, so das Gründungsteam.
Das Produkt befindet sich derzeit in der finalen Entwicklungsphase. In einem Wiener Hotel sollen die Lehmfliesen nächstes Jahr erstmals verbaut werden. Schweiger und Hölzl sind sich sicher: „Nachhaltigkeit alleine verkauft nicht das Produkt. Wir sehen sie aber als Voraussetzung. Das Produkt muss nachhaltig sein, aber es verkauft sich über Design und Ästhetik.“
Die Förderung von Projekten wie MudKlub demonstriert das Potenzial Wiens als Standort für nachhaltige Innovationen. Die Nutzung lokaler Ressourcen und Schaffung regionaler Wertschöpfungsketten zeigen, wie Unternehmen Nachhaltigkeit und wirtschaftlichen Erfolg verbinden können und wollen.