Wien ist Start des Innovations-College und Startup-Center in Nigeria
Das Projekt scheint, betrachtet man die Bevölkerungszahl Afrikas mit 1,2 Milliarden, klein. Dennoch kann es eine Initialzündung sein, dass auf dem afrikanischen Kontinent eine nachhaltige Startup-, Innovations- und Ausbildungs-Landschaft entsteht – zumindest sind die Initiatoren eines im Rahmen des EU-Afrika-Forums vorgestellten Projekts überzeugt davon. Dass neben Bundeskanzler Sebastian Kurz auch hohe EU-Vertreter zur Präsentation gekommen waren, zeigt, dass der Initiative einiges zugetraut wird.
Das International Centre for Migration Policy Development (ICMPD), das seinen Sitz in Wien hat und von Ex-Vizekanzler Michael Spindelegger geleitet wird, hat das „Nigerian College of Practical Skills and Start-up Centre“ vorgestellt. Ein Pilotprojekt, das in Nigeria kurzfristig 1600 neue Arbeitsplätze und 500 bis 800 neue Unternehmen schaffen will. Nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Ausbildung statt Auswanderung
Das College wird auf dem Gelände der Godfrey Okoye University in Enugu entstehen, die ersten Ausbildungslehrgänge sollen bereits in einem Jahr starten. „Pro Jahr wollen wir bis zu 1.000 nigerianische Jugendliche, darunter mindestens 300 junge Frauen, ausbilden und mit praktischen Fähigkeiten ausstatten“, sagt ICMPD-Generaldirektor Michael Spindelegger. Die meisten der Absolventen werden danach entweder von Projekt- oder Partnerunternehmen beschäftigt oder animiert, sich selbstständig zu machen und ihr eigenes Unternehmen zu gründen.
Angesichts von 180 Millionen Nigerianern scheint das Projekt zwar ein sprichwörtlicher Tropfen auf den heißen Stein zu sein, allerdings erhofft man sich davon eine Multiplikatorwirkung, die letztendlich zum Ergebnis führen soll, dass die Auswanderung zurück geht. Für Wirtschaftsexperten, wie den Leiter der WKÖ-Außenwirtschaft, Michael Otter, zählt Nigeria neben Ägypten und Südafrika ob der großen Volkswirtschaften zu den spannendsten Ländern Afrikas.
Auf andere afrikanische Länder skalierbar
Der Innovations-Campus soll ähnlich funktionieren wie hierzulande Akzeleratoren, neben der Ausbildung soll den Menschen auch bei der Finanzierung ihrer Firmen geholfen werden. „Das Projekt schafft nicht nur Arbeitsplätze, sondern bringt auch Hoffnung und Perspektive in das Land“, so der Vizerektor der Godfrey Okoye University, Christian Anieke. „Ich bin überzeugt, dass sich nach dem Projekt in Nigeria nach dem gleichen Muster auch in anderen Ländern solche Ausbildungsstätten entstehen werden“, ergänzt Spindelegger.
Die Initiative startet zwar in Nigeria, aber ihre wichtigsten Ergebnisse werden in anderen afrikanischen Ländern skalierbar und reproduzierbar sein. Das Projekt hat zum Ziel, die Entwicklung und Umsetzung eines selbsttragenden dualen Bildungskonzepts auf der Grundlage europäischer Normen und Zertifizierungen ab und wird eine technische Ausbildungseinrichtung für nigerianische Jugendliche einrichten.
Private und öffentliche Partner
Die Initiative wird von privaten wie auch öffentlichen Partnern unterstützt. So sind am Projekt zum einen etwa Coca Cola, Umdasch Group Ventures oder Backaldrin beteiligt, zum anderen die Wirtschaftskammer Österreich, das aws oder auch die Wiener Universität für Bodenkultur. Die Kommunikationschefin von Coca Cola Europa, Naher Osten und Afrika, Melina Androutsopoulou, ist vom Projekt sichtlich angetan und hat ihre Unterstützung zugesagt. Auch oder vor allem der Aspekt, dass Frauen unterstützt werden, wird von Androutsopoulou sehr geschätzt.
„Wir machen seit 90 Jahren Geschäfte in Afrika, wir kennen den Kontinent und freuen uns, da dabei zu sein“, so die Coca Cola-Managerin. „Wir schauen uns genau an, wie wir mithelfen können, das Projekt auch in anderen Ländern zu realisieren.“ Der Geschäftsführer der österreichischen Bundesförderbank aws kündigte an, Expertise für die Umsetzung des Startup Capital Fund zur Verfügung zu stellen und das heimische Know-how bei der Validierung von Geschäftsideen einzubringen. „Junge, innovative Startups werden die Geschäftsmöglichkeiten deutlich verbessern und der Jugend in Afrika in Zukunft Arbeitsplätze bieten.“