Wien will Solaranlagen-Pflicht für neue Wohnhäuser und Schulen
Die Wiener Stadtregierung lässt mit einer Novelle der Bauordnung aufhorchen. Ein Entwurf, der diese Woche in Begutachtung gehen soll, sieht klimafreundliche Änderungen vor und die einschneidendste dürfte eine allgemeine Solaranlagen-Pflicht für Neubauten sein.
Schon bisher müssen die Dächer mancher Neubauten in Wien für Solarpaneele genutzt werden – diese Pflicht würde mit der Novelle aber auf neue Wohngebäude und Bildungseinrichtungen ausgedehnt. Auch Ausnahmen aus dieser Pflicht sollen nicht mehr so leicht möglich sein. In diesen Fällen sei der Pflicht eben auf Ersatzflächen nachzukommen – ausgenommen von dieser Verpflichtung sind Wohnbauten.
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„Wien geht einen großen Schritt in die erneuerbare Zukunft. Solaranlagen auf Wiens Dächern werden zum Standard und beschleunigen den Ausstieg aus fossiler Energie. Saubere Energie und saubere Umwelt – das ist vor allem in unsicheren Zeiten wichtig. Darum produziert mit der neuen Bauordnung jedes neue Dach erneuerbare Energie“, sagt Peter Kraus, der Planungssprecher der Grünen Wien.
„Sanfter Einstieg“ in die Photovoltaik
Im Wohnbau müssen künftig zumindest so viele Paneele installiert werden, dass der produzierte Strom unmittelbar im Haus verbraucht werden kann, heißt es in einer Aussendung der Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal. Der Strom könnte damit zum Beispiel für die allgemein zugänglichen Hausteile verwendet werden. Das würde einen „sanften Einstieg“ in die Photovoltaik fördern. Ist das Dach für eine größere Anlage geeignet, würde die zuletzt angehobene Förderung von PV-Anlagen einen entsprechenden Anreiz setzen, so die Hoffnung.
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Ladestationen für E-Autos
Gleichzeitig soll mit der neuen Bauordnung auch eine teilweise Verpflichtung zur Schaffung von Ladestellen für Elektroautos kommen. Die genaue Anzahl der zu schaffenden Ladeplätze werde vorgegeben, hänge aber davon ab, um welches Gebäude es sich handle.
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Die Wiener Neos haben angekündigt, den Entwurf genau unter die Lupe nehmen zu wollen. „Wir haben eine Reihe von Anträgen für eine solarfreundliche Bauordnung der Stadt Wien eingebracht. Allesamt wurden von Rot-Grün abgelehnt“, meldet sich Stefan Gara, der Klimasprecher der Wiener Neos per Aussendung. „„Wir werden darauf achten, dass tatsächlich verbindliche Richtlinien für klimafreundliches Bauen in Wien kommen. Dann sind wir gerne bereit, die Regierungsparteien zu unterstützen“.
Dächer werden nicht reichen
Die türkis-grüne Regierung hat sich vorgenommen, Österreich bis 2030 komplett auf Strom aus erneuerbaren Energiequellen umzustellen. 11 Terawattstunden sollen aus Sonnenenergie gewonnen werden. Branchenvertreter weisen wiederholt darauf hin, dass das ein sehr ambitioniertes Ziel ist und kaum zu erreichen, wenn man lediglich Dachflächen nutzt – selbst dann, wenn man auch bestehende Dächer mit Solarpaneelen ausstattet und nicht nur Neubauten, wie in Wien angedacht. Nimmt man geeignete Dächer und Fassaden in Österreich her, wären laut einer aktuellen Studie von Oesterreichs Energie bis 2030 weitere 4 Terawattstunden möglich.
Der Ruf nach Flächen-Photovoltaik wird lauter und zwar besonders nach Freiflächen, die bisher in Österreich nicht gefördert werden. Die Potenziale von Deponie- und Verkehrsflächen, also ohnehin versiegelte Bauflächen, schätzt der Interessenverband der E-Wirtschaft nämlich ebenfalls eher gering ein – sie lägen bei 0,3 bis 1 Terawattstunde. In einem Positionspapier fordert Oesterreichs Energie daher unter bestimmten Bedingungen auch die Erschließung von Landwirtschafts- und Grünlandflächen, sowie Wasserflächen.
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