Wiener Alpengummi: Öko-Kaugummi und ethisches Unternehmertum
Mischen, erwärmen, kneten und dann formen: Sandra Falkner und Claudia Bergero machen nach wie vor alles per Hand. Die beiden Gründerinnen haben mit Alpengummi einen Öko-Kaugummi entwickelt, der bereits seit Monaten auch im Supermarkt erhältlich ist. „Die Masse kann man sich ein wenig wie Brotteig vorstellen“, erzählt Falkner im Gespräch mit Tech & Nature. Etwa 800 Packungen zu je zehn Kaugummis schaffen sie in einer gemieteten Küche im 6. Bezirk in Wien pro Tag.
Suche nach Produktions-Partner
Die Nachfrage kann Alpengummi damit oft nur knapp decken. Sechs Tage pro Woche herrscht in der Küche Hochbetrieb. „Für diese kleinen Mengen ist es sehr schwer, einen Produktionspartner zu finden, der mit einem Startup zusammenarbeiten will“, sagt die Jungunternehmerin. In Wien könnte es jetzt mit einem Unternehmen klappen, aber die notwendigen Maschinen sind teuer – Alpengummi plant diese Hürde mit einer Mischung aus einer Wirtschaftsagentur-Förderung und einer Crowdfunding-Kampagne zu nehmen, die im Frühjahr starten soll.
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Öko-Kaugummi in Öko-Verpackung
Auch die Verpackung ist eine Herausforderung. Entsprechend der Zielgruppe setzen die Gründerinnen auf Kartonschachteln, kein Plastik, kein Aluminium. Für die Produktion der Verpackungen arbeitet Alpengummi seit kurzem mit einer Behindertenwerkstatt zusammen.
Die Inhaltsstoffe von Alpengummi sind rein natürlich. Statt des Kunststoffs, der in herkömmlichen Kaugummis enthalten ist, setzt das Startup auf Baumharz und mischt diesen Rohstoff mit Zutaten wie Bienenwachs und Birkenzucker zu Kaugummis in den Geschmacksrichtungen Erdbeere und Minze.
Handwerk der „Pecherei“ wiederbeleben
Die beiden Jungunternehmerinnen haben sich während des Studiums kennengelernt. In einer Lehrveranstaltung sollten sie gemeinsam einen Businessplan erarbeiten – die Vorgabe: es soll um Rohstoffe aus dem Wald gehen. „Harz hat uns fasziniert, weil es kaum mehr verwendet wird“, erzählt Falkner. In Niederösterreich gebe es nur noch eine Handvoll Menschen, die die „Pecherei“ beherrschen, wie das Handwerk zur Gewinnung von Harz genannt wird – früher konnten alleine in Niederösterreich mehr als 7.000 Familien davon leben. Die Jungunternehmerinnen wollen sich deshalb für einen Lehrberuf einsetzen, denn die Region würde ein Vielfaches des Rohstoffes hergeben.
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Testphase bei Billa und Merkur
Zwei Jahre haben Falkner und Bergero in ihrer Küche experimentiert, bis das Rezept wirklich gut war. Das Unternehmen haben sie erst heuer gegründet und einen Auftritt in der TV-Show „2 Minuten 2 Millionen“ für den Marktstart genutzt. Die Show war auch gleich das Ticket in den Handel – die Testphase in den Regalen von Billa und Merkur laufe noch und je nach Ergebnis werde sie verlängert oder nicht, sagt Falkner.
Alpengummi ist auch bei vielen kleineren Läden in Österreich erhältlich und seit zwei Wochen auch über einen eigenen Online-Shop. Seither gebe es auch eine stärkere Nachfrage aus Deutschland. Die Expansionspläne schiebt das Startup aber noch ein wenig auf, zunächst muss die Produktion gut laufen – in fernerer Zukunft kann sich Falkner aber vorstellen, dass Alpengummi in den USA oder Japan gut ankommt.