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Wiener Stadtrat Peter Hanke über ViennaUP’21: „Wir wollen eine Brücke von Ost nach West für Startups sein“

Der Wiener Stadtrat Peter Hanke über ViennaUP'21. © PID/ Christian Jungwirth
Der Wiener Stadtrat Peter Hanke über ViennaUP'21. © PID/ Christian Jungwirth

ViennaUP’21, das größte Startup-Event in Mittel- und Osteuropa, startet in rund zwei Wochen. Über 40 Partner der Wirtschaftsagentur Wien unterstützen die Veranstaltung, die vom 27. April bis 12. Mai stattfindet und die Teilnehmer auf eine virtuelle Reise durch die heißesten Trends der europäischen Startup-Szene mitnimmt – von Fintech über Social Impact Businesses bis hin zu Female Entrepreneurship und Hardware-Startups. Wir haben uns mit Peter Hanke, Wiener Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit und Internationales über das Event unterhalten.

„Bündeln unsere Kräfte“

„Für ViennaUP’21 bündeln fast alle Akteure der Wiener Startup-Szene ihre Kräfte und ziehen an einem Strang. Das Festival zeigt, wie sehr eine Stadt und ihre Wirtschaft aus der Zusammenarbeit und dem Entstehen von Neuem Kraft schöpfen kann, trotz – oder gerade wegen – der Pandemie“, so Peter Hanke. „Mit individueller Betreuung, Coaching und Vernetzungsformaten schafft das Vienna Startup Package einen hilfreichen Rahmen für junge Startups, um die ersten Schritte in Richtung Expansion in neue Märkte zu gehen. Wir wollen eine ‚Brücke von Ost nach West‘ für Startups sein“, fügte er hinzu. Was die Teilnehmer sonst noch von der Veranstaltung erwarten können und welche Möglichkeiten in Wien auf sie warten, erzählt Hanke im Interview.

Trending Topics: Können Sie uns bitte mehr über die Entwicklung des Wiener Startup-Ökosystems erzählen? Was bzw. wer waren die Faktoren, Ereignisse oder vielleicht auch Menschen, die dieses Wachstum beeinflusst haben? Wie profitiert eine Stadt von einem florierenden Startup-Ökosystem?

Peter Hanke: Startups und junge Unternehmen sind ein wichtiger Antriebsfaktor für den Standort Wien und schaffen die Arbeitsplätze der Zukunft. Im Schnitt kreiert ein Wiener Start-up 11,2 Jobs. Neue Ideen und Innovationsprozesse gehen von diesen jungen Unternehmen aus, in Wien regen wir bewusst den Austausch und die übergreifende Kooperation zwischen traditionellen Wiener Unternehmen, jungen Start-ups und globalen Playern an. Sie vernetzen sich und entwickeln gemeinsam innovative Strategien rund um den Wirtschaftsstandort Wien und die neuen Arbeitsweisen der Zukunft. Wichtige Aspekte also, um die Stadt auch wirtschaftlich zu beleben und weiterzubringen.

In Wien hat sich nicht zuletzt auch durch die Aktivitäten der Wirtschaftsagentur Wien in den letzten Jahren ein umfassendes Startup-Ökosystem aufgebaut. Akteure wie Speed Invest, Pioneers, Austrian Startups, wearedevelopers, Talent Garden und einzelne Business Angels haben die Entwicklung des Wiener Startup Ökosystems vorangetrieben und ein schnelles Wachstum und eine internationale Ausrichtung über die Jahre begünstigt. Sie haben wesentlich zum Professionalisierungsgrad der Szene beigesteuert und Wien zum Rising Star in der europäischen Startup-Landschaft gemacht.

Neben Stakeholdern wie Universitäten, Inkubatoren, Talents etc. sind vor allem die Entrepreneurs als Role Models ganz wesentlich für das schnelle Voranschreiten eines Ökosystems. Wien kann hier mit einigen Erfolgsstories aufwarten, gerade ganz aktuell Bitpanda – das ja den Unicorn Status gerade erreicht hat. Aber auch MySugr, N26 oder erst kürzlich wurde das Softwareunternehmen Kaleido Al von der australischen Firma Canva gekauft. Dass solche Erfolge aus dem Startup-Standort Wien heraus möglich sind, bestärkt uns in unseren Aktivitäten, mit der ViennaUP’21 werfen wir nochmals einen Leuchtstrahl auf diese lebendige Community und den Wirtschaftsstandort.

Um viele weitere Startups bestmöglich zu unterstützen, geht die Stadt Wien neue  Kooperationen mit Städtenetzwerken ein, baut die Infrastruktur weiter aus und bietet als größte deutschsprachige Universitätsstadt den jungen Talenten beste Ausbildungsmöglichkeiten, den Unternehmen ein riesiges Fachkräfte-Pool.

Wien steht mit dem Festival ViennaUP’21 bald im Zentrum der internationalen Startup-Szene? Worum geht es dabei? Wessen Initiative ist das? Wer ist eingeladen? Und was sind Ihre persönlichen Erwartungen?

Mit ViennaUP´21 setzt Wien von Ende April bis Mitte Mai ein global Zeichen für die internationale Startup Community – leider können wir dies Corona bedingt nur digital durchführen. Mir war aber wichtig, dass die ViennaUP21 wie geplant stattfindet. Auch und gerade, um ein Zeichen zu setzen: Wien ist ein zuverlässiger Partner für Startups – zusammen gehen wir weiter! Und auch unsere 40 Programmpartnerinnen und Partnern tragen diese Entscheidung entschlossen mit.

Das zweiwöchige Event, welches die Wirtschaftsagentur Wien initiiert hat, richtet sich an die globale Szene – speziell für die ViennaUP ist aber – sie sind ein originales  Wiener Produkt. Denn die Veranstaltungen kommen alle aus der Wiener Startup Community und ihrem europäischen Netzwerk.

Wir sind überzeugt, dass ViennaUP´21 dazu beiträgt, dass sich alle Interessierten zu spannenden Themenbereichen mit Zukunftsgestaltern wie Startups, Corporates und Investoren austauschen und vernetzen können. Mit dieser Vernetzung heben wir eine Schatztruhe an Innovationspotential für den Wirtschaftsstandort Wien.

COVID-19 ist eine noch nie dagewesene Herausforderung für die Gesellschaft und die Wirtschaft. Sie haben gesagt, dass es wichtig ist, dass ViennaUP’21 trotz und gerade wegen Corona stattfindet. Wie kann eine Veranstaltung wie ViennaUP’21 zur Entschärfung der Krise beitragen?

Bereits 2020 kreierte Wien mit der Dachmarke „ViennaUP“ das Konzept für ein völlig neues Eventformat, das den Startup- und Wirtschaftsstandort Wien in den Mittelpunkt der Szene rücken sollte. Bedingt durch die Pandemie musste die Realisierung aber auf 2021 verschoben werden. Wir wissen, dass durch die Krise viele Startups und Unternehmen in Wien vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen. Deshalb ist es für uns besonders wichtig, mit der ViennaUP’21 auch ein sichtbares Zeichen zu setzen: Trotz COVID-19 geht die Wirtschaft in Wien weiter, die Stadt ist und bleibt ein Wirtschaftsmotor für Zentral-und Osteuropa und bevorzugter Standort für Betriebe aus allen Branchen. Für ViennaUP’21 bündeln beinahe alle Akteure der Wiener Startup Szene ihre Kräfte und ziehen an einem Strang, um dieses Projekt zu unterstützen. Damit zeigt das Festival, wie sehr eine Stadt und ihre Wirtschaft aus Kooperation Stärke schöpfen kann und Neues wächst, trotz Pandemie – oder gerade deswegen.

Wien ist die Nummer eins in Europa, was den Anteil an weiblichen Gründern betrifft. Welche Maßnahmen hat die Stadt ergriffen, um ein solches Ergebnis zu erzielen? 

Wenn man in Klischees denken will, ist Wien als Stadt durchaus “weiblich“. Die Stadt ist nicht nur die lebenswerteste Stadt mit hohem Sicherheitsgefühl, sie bietet auch eine hervorragende Infrastruktur in Bezug auf Betreuungseinrichtungen und Ausbildungsplätze und verfügt über ein überaus dichtes Fördernetz. So gibt es bei vielen Förderprogrammen der Wirtschaftsagentur Wien für Projekte, die eine Frau als Projektleiterin haben, einen Bonus bei der Auszahlung des Fördergelds. Außerdem bietet die Stadt hervorragende Serviceeinrichtungen wie den WAFF oder das Frauenservice der Wirtschaftsagentur an – alles Angebote, die auf Female Founders zugeschnitten sind. Was die Vernetzung betrifft, so ist diese auch über die Grenzen Wien hinaus möglich mit Initiativen wie Investorinnen.at, Female Factor, oder Female Founders.

Könnten Sie uns bitte mehr über die spezielle Möglichkeit erzählen, die Wien ausländischen Startups anbietet und die für unser Publikum ziemlich interessant sein könnten – das Vienna Startup Package. Wer kommt dafür in Frage, wie kann man sich bewerben und wie geht es weiter, wenn man für das Programm zugelassen ist?

Wir setzen viel daran, dass sich junge Unternehmerinnen und Innovatoren vermehrt für Wien als Ausgangspunkt für ihren Erfolg entscheiden. Denn sie bringen neue Ideen und innovative Ansätze in die Wiener Wirtschaft. Mit dem Vienna Startup Package bieten wir exzellenten internationalen Startups die Möglichkeit, den Wirtschaftsstandort Wien und dessen Startup Ökosystem für eine Zeitlang direkt vor Ort kennen zu lernen. Hier in Wien sollen sie ihr Geschäftsmodell für einen internationalen Markt weiterentwickeln – und im besten Fall auch hier ihren wirtschaftlichen Mittelpunkt gründen. Das Vienna Startup Package schafft mit individueller Betreuung, Coachings und Vernetzungsformaten einen hilfreichen Rahmen für junge Startups, um erste Expansionsschritte in neue Märkte zu setzen. Für die Startups wollen wir eine „Bridge from East to West“ sein – und natürlich freuen wir uns, wenn die Gewinnerinnen und Gewinner des Vienna Startup Packages nach ihrer Zeit in Wien als „Brand Ambassadeurs“ für die Startup City Vienna werden.

Wie spannend die Inhalte des Vienna Startup Packages für junge Unternehmen sind, hat uns gerade auch das Krisenjahr 2020 gezeigt: Trotz Pandemie und schwieriger wirtschaftlicher Situationen hat es im letzten Jahr einen neuen Rekord an Bewerbungen für das Package gegeben. Das zeigt uns, wie hoch das Interesse internationaler Startups ist, in die heimische Szene einzutauchen und den Wirtschaftsstandort Wien kennenzulernen.

Wenn ich ein Startup-Vertreter bin und nach Investitionsmöglichkeiten suche, welche Slots des ViennaUP’21 sollte ich nicht verpassen?

Es ist schwierig, einzelne Veranstaltungen der ViennaUp’21 hervorzuheben, da das ganze Programm herausragend ist und für jeden einen Mehrwert bietet. Gerade für Investorinnen und Investoren springen der Investors Summit oder der Connect Day ins Auge, wo viel Wert auf das Matchmaking zwischen Unternehmen, Investoren und Startups gelegt wird. Vielleicht wollen sie auch die B2B Software Days besuchen, oder in den über eine Woche verteilten Office Hours diverser Ventures nach neuen Investmentmöglichkeiten suchen.

Was würden Sie anderen Städten raten, die planen, die Entwicklung ihres lokalen Startup-Ökosystems zu unterstützen? Können Sie einige DOs und DON’Ts nennen?

Der Erfolg Wiens als Wirtschafts- und Startup-Standort liegt im Miteinbeziehen der Community. Wir können als Stadt Wien die Voraussetzungen schaffen, dass sich Startups hier wohlfühlen und die nötigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anbieten – aber wir können erfolgreiche Gründungen oder Vernetzungen nicht anordnen, das muss aus der Szene selbst passieren. Deshalb sind wir in engem Austausch mit dem lokalen Ökosystem und schaffen die Voraussetzungen, damit in Wien auch private Initiativen gedeihen können.

Auch die Themen müssen zur Stadt passen! Warum ist Wien Nr.1 bei weiblichen Gründern? Weil der Stadt Diversität auch außerhalb der Startup Community schon immer wichtig gewesen ist. Dasselbe gilt für Smart Cities, Social Entrepreneurship und Life Science.
Ebenso wichtig ist es, dass Wien ein Teil von internationalen Startup Netzwerken wie der Start Alliance und Scale Cities ist, um den befruchtenden Austausch von Ideen und Projekten über Landesgrenzen einfacher zu machen.

Anmerkung: Das Interview erschien zuerst auf Trending Topics CEE.

ViennaUP ’21: Europas größtes dezentrales Startup-Festival ab 27. April

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