Wiener Startup BioBalkan hilft Bauern in Serbien auf Bio umzustellen
Der Balkan ist für sein schmackhaftes Ajvar bekannt, nicht aber für Bio-Landwirtschaft. Das 2018 gegründete Wiener Social-Startup BioBalkan hilft Bauern in der ärmsten Region Europas ihre Landwirtschaft auf Bio umzustellen und bringt so Balkan-Köstlichkeiten in Bio-Qualität nach Österreich.
Bio-Ajvar mit Social-Impact
Auf einem Bauernhof Qualitäts- und Bio-Standards der EU sicherzustellen, sei eine echte Herausforderung, sagt der Gründer und Geschäftsführer, Hans-Jörg Hummer, zu Trending Topics. Die Umstellung dauert in etwa zwei bis drei Jahre. Für die Bauern bedeute das zunächst weniger Ertrag, mehr Arbeitsaufwand und viel Bürokratie. Oft arbeite die ganze Familie am Hof und kämpfe „ums nackte Überleben“, erklärt Hummer, der 15 Jahre Berufserfahrungen im entwicklungspolitischen Bereich in der Region gesammelt hat. BioBalkan begleitet mutige Landwirte und organisiert und finanziert den anfänglichen Aufwand. Der Bio-Anbau soll den Menschen am Balkan langfristig ein besseres Einkommen und ein gesünderes Leben bieten. Der Vertrieb durch BioBalkan garantiert ihnen eine gewisse Abnahme ihrer Erzeugnisse.
Anfang 2019 kamen die ersten handgemachten Produkte aus Serbien auf den österreichischen Markt. Das Handelsunternehmen ist, geprüft durch Austria Bio Garantie, bio-zertifiziert. Alle Produkte sind nach EU-Bio-Verordnungen ausgewiesen.
Partner sind Social Businesses
Dem Food-Startup geht es nicht nur um ökologische Nachhaltigkeit, sondern es hat auch einen sehr hohen sozialen Entwicklungsanspruch. Mit Radanska Ruža arbeitet BioBalkan mit einem Betrieb im serbischen Lebane zusammen, der ausschließlich Frauen anstellt. BioBalkan sucht sich Sozial-Betriebe in der Region als Partner, die alleinerziehenden Müttern, Langzeitarbeitslosen, Menschen mit Behinderungen oder Minderheiten Arbeitsplätze bieten. Zur Zeit werden Gespräche mit Herstellern in Mazedonien und Bosnien geführt.
Am Mittwochabend feierte BioBalkan seinen Online-Shop, der vor zwei Wochen online gegangen ist. Dort sind Malidano-, Ajvar- und Pindur-Gläser im Sechser-Packet für 35,- Euro erhältlich. Ab Herbst sollen weitere Produkte dazukommen, die sich momentan noch in der Testphase befinden. Außerdem wird die Feinkostware in Bioläden wie Landkind in Wien vertrieben. In Niederösterreich und Oberösterreich haben vier Shops des Nets.Werk, einer Einkaufsgemeinschaft, die direkt bei Bauern und Produzenten einkauft, BioBalkan-Produkte im Angebot.
„Kunden sind anspruchsvolle Genießer“
Das Vertriebsnetzwerk soll weiter wachsen. „Wir suchen nach kleinen Bio-Läden.“ Ein Supermarkt oder Discounter kommt für Hummer zunächst nicht in Frage. „Unsere Kunden sind anspruchsvolle Genießer, die erreichen wir in Bio-Läden“, ist Hummer überzeugt.
Neben zwei Privatpersonen ist der Caritas Service mit 24,9 Prozent beteiligt, der auch das Hotel magdas ins Leben gerufen hat. Das Hotel, bei dem ehemalige Flüchtlinge und Hotelprofis zusammenarbeiten, verkauft die Bio-Gläschen an der Rezeption. Finanziert hat sich BioBalkan überwiegend aus privaten Mitteln. Anfangs griff man auf Förderungen von der Austrian Developement Agency und der Wirtschaftsagentur für Social Entrepreneurship zurück.