Wiener Startup-Campus: St. Marx, Siemens-Gebäude oder doch lieber ein Schiff auf der Donau?
„Ich stelle mir vor, dass wir einen Campus schaffen, der Acceleratoren, Inkubatoren und Investoren beheimatet. Ein abgeschlossenes Ökosystem mit Wohneinheiten, Freizeitangeboten und Kinderbetreuung“, sagt Elisabeth Hakel. Die Startup-Sprecherin der SPÖ steht am Berliner Mauerstreifen vor der Factory Berlin. Mit 16.000 Quadratmeter ist die Factory einer der größten Digital-Hubs in Deutschland. Das Areal steht auf einem ehemaligen sowjetischen Bunker am Mauerstreifen, der Ost- und Westberlin voneinander trennte. Insgesamt sind hier 200 Startups zuhause.
So etwas wünscht sich Hakel auch für Wien. Die SPÖ will das Projekt nicht komplett mit öffentlichen Geldern finanzieren lassen, aber „ein Zeichen an die Branche senden“, dass die Partei „hinter den Plänen steht.“ Um die inhaltliche Beschaffenheit des Projekts „Wiener Campus“ abzuklären und sich von der florierenden Berliner Szene inspirieren zu lassen, reiste Hakel gemeinsam mit dem SPÖ-Wirtschaftssprecher und Vizepräsident der Wirtschaftskammer Christopher Matznetter auf Einladung von Friso Schopper und Heissam Hartmann (beide Business Angels) nach Berlin.
Berlins einmalige Kultur
Hipster-Kaffeehäuser, Techno und vergleichsweise günstige Mieten: die deutsche Hauptstadt hat die „Arm, aber sexy“-Attitüde tief in der DNA. So entsteht diese Atmosphäre, die massenhaft Kreative aus aller Welt in die deutsche Hauptstadt zieht – vor allem in die Coworking Spaces wie die Factory.
Uber, Soundcloud, Udacity, Techstars oder Pinterest – sie alle haben nebst Dutzenden Startups in der Factory ihren Sitz. Insgesamt sind die rund 200 Firmen hier zuhause, weil es günstig ist. Pro aktiver Person sind monatlich 50 Euro fällig. Corporates zahlen 500 Euro pro Monat für den Zugang zu Informationen über die neuesten Projekten. Eric Schmidt (Ex-Google), Travis Kalanick (Ex-Uber) und eine Heerschar an Politikern vom französischen Premierminister Emanuel Macron bis zum ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck haben sich die Räumlichkeiten schon zeigen lassen.
St. Marx, Landstraße oder doch was Ausgefallenes?
Wien könnte nach Meinung vieler auch so eine Factory vertragen. weXelerate (9.000 Quadratmeter) und Talent Garden (geplant waren ursprünglich 5.000 Quadratmeter) in Wien sind noch nicht zugänglich, aber nach deren Leitern Hassen Kirmaci und Martin Giesswein würde der Standort ohnehin „vier oder fünf dieser Hubs vertragen.“ Auch Investor Hansi Hansmann würde sich eine Erweiterung der strukturellen Maßnahmen wünschen: „Wir sollten Gründer und Entwickler lastwagenweise aus den CEE-Ländern hierher holen.“
Der Wiener Campus soll nicht nur für heimische Gründer, sondern auch für Startups und Entwickler aus den östlichen Nachbarländern einen neuen Anlaufort darstellen. Die Pläne dafür liegen schon lange in der Schublade. Vor allem die Rinderhalle in St. Marx ist schon seit längerem im Gespräch. Das Projekt befindet sich in der Ausschreibungsphase, ein Gremium prüft die Bewerber. Bislang fehlt aber noch ein zahlungskräftiger Investor. Die Immobilienentwicklung der Rinderhalle wird bereits mit 400.000 Euro von der öffentlichen Hand gefördert. Ein möglicher weiterer Standort, der im Gespräch ist: das ehemalige Siemens-Gebäude im dritten Bezirk.
Im Gespräch ist auch eine Lösung, die als „Brückenschlag zwischen Wien und den östlichen Nachbarländern“ angelegt sein. Diskutiert wurde ein schwimmender CoWorking Space auf einem Schiff auf der Donau, der zwischen den Städten hin- und herpendeln und seinen Anker in der Nähe der U2-Trasse werfen könnte. In den kommenden Monaten soll ein schlüssiges Konzept bei der Stadt Wien eingereicht werden.
Wir würden gerne von Euch wissen, welchen Standort ihr favorisieren würdet:
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