Speeddating mit potenziellen Google-Mentoren: Chemie, Expertise und Dialekt entscheiden
Klaudia Bachinger hat mit Carina Roth das Wiener Startup WisR gegründet, um eine Job-Plattform für ältere Menschen im deutschsprachigen Raum zu etablieren. Zuletzt hat WisR es in das Google-Förderprogramm „Immersion: Female Founders“ geschafft. Bachinger beschreibt, was sie in dem Programm lernt, und gibt ihr Wissen an euch Leser weiter.
Nach dem Covid-19-bedingten, virtuellen Kick-Off zu “Immersion: Female Founders Programm” von Google for Start-ups und dem Kennenlernen der elf anderen Gründerinnen, flattern haufenweise “[ACTION REQUIRED]” – Emails in meinen Posteingang. Was so viel heißt, wie: Jetzt steht erstmal Arbeit an. Und zwar Arbeit an uns selbst.
Den Beginn macht eine 360° Evaluation, bei der ich mich selbst und schließlich auch zwei meiner vertrauten Mitgründer, Mitarbeiter oder Investoren bewerten sollen. Google möchte von uns wissen: Was bin ich für ein Leader? Welche Stärken machen mich aus? Wo möchte ich hin, was beschäftigt mich? Die Antworten auf diese nahezu existenziellen Fragen zu Papier zu bringen, ist jedenfalls etwas, was mich ab dem Zeitpunkt sehr beschäftigt!
Das Ziel der Übung
Ziel dieser Übung ist es, im Rahmen des Programms aber mit einem externen Coach an uns selbst zu arbeiten. In der Zwischenzeit stehen Mentoring-Stunden mit einem Googler an. Das Matching dafür geht rasch los. Gleich drei virtuelle Mentor-Speeddatings mit Googlers aus der ganzen Welt stehen an einem Tag an: eine TPgM (Technical Program Manager) aus Bolivien, die selbst ein Social Impact Business aufgebaut hat, ein Produktmanager aus Barcelona, dessen Vater in seiner Pension als Fire Protection-Experte arbeitet und ein Data Scientist aus Indien, der sofort richtig gute Ideen für das WisR-Matching von Profilen und Firmen hatte.
Vor jedem Gespräch bin ich aufs Neue nervös. Immerhin zieht Google die Besten der Besten an! Was mich erleichtert, ist, dass jede/r Einzelne auf meiner Liste bereits selbst einmal eine Firma aufgebaut hat und mich als Gründerin auf einer Ebene verstehen kann, die viele Berater oder Mentoren oft nicht können.
Favoriten im Speeddating
Während wir virtuell geschäftlich Speeddaten, mache ich mir Notizen über die Kompetenzen der potenziellen Mentoren, wie die Chemie ist und warum ich sie toll finde. Nach acht Gesprächen kristallisieren sich klare Favoriten heraus. Kurz vor dem letzten Gespräch bin ich froh, zwei Googler gefunden zu haben, die mir sogar bereits Input zu unseren Fragestellungen geben konnten und fürs Mentoring in frage kommen.
„Hi, ich bin Nikolas, aber alle sagen Niko zu mir.“ Mit diesen Worten stellt sich der letzte und einzige deutschsprachige Product Manager aus meiner Mentorenliste vor. Innerhalb der ersten Minuten entscheide ich, dass er mein neuer Favorit ist. Nicht nur, weil wir auf persönlicher Ebene sofort harmonieren – nachdem mich mein österreichischer Akzent verrät, gibt Niko zu, dass er aus Bayern kommt -, sondern vor allem auch, weil Niko als ehemaliger Konzern-Mitarbeiter sofort verstehen kann, wie eine Enterprise Solution, also eine WisR-Lösung für Unternehmen und ihre Alumni-Senior-Experts, aussehen könnte.
Außerdem hat er selbst einen B2B-Marktplatz gegründet und skalierte von 5 Mitarbeitern auf 120 – in nur zwei Jahren. Er ist ein Experte im Erschließen neuer Märkte, Skalieren, Team-Wachstum und in der Produktentwicklung und holt mich genau dort ab, wo ich stehe.
Niko also! Es war die richtige Entscheidung. Unsere erste gemeinsame Aufgabe ist gleich einmal eine, die größer nicht sein könnte: Wir wollen neue Businessmodelle für WisR evaluieren.
Meine Founder-Learnings:
- Lerne dich selbst kennen: eine 360-Grad-Evaluierung ist wertvoll und zeigt dir auf, was andere an dir schätzen, wie du dich selbst wahrnimmst und in welchen Bereichen du Potenziale hast.
- Auswahl des Mentors: Ein Mentor kann dich auf deinem Startup-Weg sehr unterstützen. Entscheide dich für jemanden, mit dem du auf persönlicher Ebene harmonierst und mit dem die Energie stimmt. Er oder sie sollte aber auch über Erfahrung in dem Bereich verfügen, in dem du dich verbessern möchtest und ein guter Zuhörer sein. Mentoren sollten deine Geschäftsidee generell gut finden und mit dir an deinen Ziel arbeiten wollen. Das tun sie, indem sie ihren persönlichen Erfahrungsschatz mit dir teilen und mit Lösungen, ihrem Netzwerk und Antworten unterstützen.
- Mentor vs. Coach – wo liegt der Unterschied? Beide stellt uns Google im Rahmen des Programms zu Verfügung und beide helfen, die eigenen Potenziale freizusetzen. Ich beschreibe sie gerne als “Denkpartner”. Der Coach allerdings stellt eher persönlichere Fragen und versucht dich an Lösungswege heranzuführen, die du selbst vielleicht schon länger in dir getragen hast.