Interview

Wood_Space: „Wir wollen die Umsatzmarke von 10 Mio. Euro erreichen“

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Nicht nur im Verkehr oder in der Industrie müssen die CO2-Emissionen niedriger werden. Auch in der Baubranche sind jede Menge Einsparungen nötig. Die Zukunft könnte hier tatsächlich in einem „traditionellen“ Baustoff liegen, nämlich Holz. Bauten aus Holz erleben gerade ein Comeback. Mittendrin ist das österreichische Startup Wood_Space, das mit einer modularen Holzbauweise aufwartet. Wir haben mit den beiden Co-Foundern Thomas Gschwendtner und Dominik Kraihamer über Wood_Space gesprochen.

Holzhäuser sind ja nichts Neues. Aber trotzdem sind sie dieser Tage ein großes Thema. Wie erklärt ihr euch das? 

Dominik Kraihamer (DK): Im Endeffekt ist das Zeitalter des sturen Bauens mit Stahl, Beton und Ziegeln ein bisschen in die Jahre gekommen. Man schaut jetzt nach anderen Systemen, die innovativer und ressourcenschonender sind. Und da kommt Holz unweigerlich immer stärker ins Spiel, auch weil es sich mittlerweile durch gewisse statische Brandschutzsysteme stark weiterentwickelt hat.

Thomas Gschwendtner (TG): Holz ist ein echter Hightech-Werkstoff geworden. Wenn wir Holzhaus hören, dann denken wir ja oft noch an den geschlägerten Baum, der dann irgendwann in Holz und in einem Haus verarbeitet ist. Aber das ist eigentlich nicht mehr die Realität. Holz ist ein fantastischer Werkstoff, der die Baubranche nachhaltiger machen und regelrecht revolutionieren kann.

Holz als Hightech-Baustoff: Wie kann man sich das vorstellen? 

TG:: Die Verarbeitung von Holz ist hochtechnologisch geworden. Holz ist heute nicht mehr einfach ein ungeschnittener Baum, der im Sägewerk dann zu einer langen Latte gemacht wird, sondern es gibt komplexe Verbundmaterialien, die enorme statische Anforderungen erfüllen, die sich fantastisch verarbeiten lassen, die sich hochgradig automatisiert verarbeiten lassen. Dadurch wird der Systembau auch bis zum niedrigsten Grad möglich, was unser Business Modell als solches überhaupt erst möglich macht.

Jetzt tauchen also Holzhochhäuser und Holzstädte global auf. Was macht Wood_Space in diesem Bereich? Was macht euch besonders? 

DK: Uns macht besonders, dass wir für uns eine Nische identifiziert haben. Wir bauen typischerweise Gebäude mit Flächen zwischen 300 und 3.000 Quadratmeter. Wir sind kein „Tiny House“-Bauer. Wir haben für uns als skalierbares Modell entdeckt, gewisse Anwendungen abzudecken. Gleichzeitig wollen wir jetzt auch noch nicht die 10-stöckigen Gebäude in Angriff nehmen. Stattdessen haben wir bemerkt, dass mittlere Gebäudegrößen bei Schulen, Kindergärten, Studentenheimen sowie in beispielsweise touristischen Unterkünften mit unserem System perfekt funktionieren. Da gibt es einen breiten Abnehmermarkt, der auch tagtäglich wächst.

Auf eurer Webseite sprecht ihr über eine modulare Bauweise. Was bedeutet das konkret? Man denkt hier als Laie an einen Lego-Baukasten.

TG: Ja, das ist eine gute Analogie, die wir auch gerne selbst verwenden. Die Baubranche ist, sage ich mal, an fast jedem Eck und Ende irgendwo verkrustet und altmodisch und es ist Zeit für Disruption. Unser Bausystem soll das Bauen wieder einfach, schnell, leistbar und nachhaltig machen. Klassischerweise entsteht fast jedes Objekt als Prototyp. Fast jedes Gebäude wird sozusagen von Null weg neu geplant und neu entwickelt. Auf der Baustelle treten dann Probleme auf. Wir dagegen denken Gebäude nicht mehr als Prototyp sondern, als Produkte, was uns einen ganz anderen Go-to-Market-Approach erlaubt. Und wir fertigen diese Gebäude zu einem sehr hohen Grad bei uns vor. Das bedeutet, wir bauen Gebäude zum Teil völlig dreidimensional in unserer Fabrik vor, liefern die dreidimensionalen Elemente zur Baustelle setzen sie wie Legosteine zusammen.

DK: Der Riesenvorteil dieses Systems ist, dass wir in der Produktion immer unter idealen Bedingungen produzieren. Das heißt, in der Produktion sind wir schon mal viel schneller und haben einen deutlich effizienteren Ressourceneinsatz. Wir können die Kosten viel stärker antizipieren und sozusagen mit Fixkostengarantie in den Projekten arbeiten.

Nachhaltigkeit ist als Stichwort schon gefallen. Man weiß, Holz bindet CO2. Kann man hier einen Vergleich machen zwischen Holzhäusern und denen aus Ziegeln und Beton? Wie viel CO2 spart man mit Holzhäusern?

TG: Das muss man immer gesamtheitlich denken. Natürlich muss man immer den Lebenszyklus eines Gebäudes betrachten. Ziegel und Beton emittieren wahnsinnig viel CO2. Die Herstellung dieser Stoffe ist zudem energieintensiv und erzeugt wiederum CO2-Emissionen. Das ist beim Holz ganz anders. Es bindet CO2 und ist dann im Gebäude für Jahrzehnte gespeichert. Aber der Holzbau ist auch mittlerweile in der Energetik extrem stark. Wir erfüllen die höchsten Energiestandards.

Wo kommt das Holz selbst bei euch her? Kommt das aus Österreich? 

TG: Nachhaltigkeit heißt natürlich auch Regionalität und von daher nutzen wir ausschließlich zertifiziertes Holz aus der Region.

Anfangs habt ihr ja noch eher “Tiny Houses” geboten. Heute seid ihr aber kein kleines Startup mehr, sondern ein Scale-up. Wie hat sich das entwickelt? 

DK: Angefangen haben wir als Joint Venture gemeinsam mit Rubner, einem der größten und renommiertesten Holzbaukonzerne Europas. Das heißt, das war keine Garagenaktion, sondern da war schon eine gewisse Power dahinter. Da haben wir am Anfang den Tiny House-Markt abgedeckt. Wir hatten fast ausschließlich Privatkund:innen. Aber wir hatten schon andere Ansprüche und ein anderes Potenzial und haben festgestellt, dass es einen gewissen Markt gibt mit gewissen Anwendungen, den wir super abdecken können, und das ist der B2B-Markt. So wurden wir zu einem Scale-up mit einem gewissen Namen im deutschsprachigen Raum, speziell in Deutschland, das ist unser mit Abstand größter Markt.

Ihr seid also auch schwer auf Expansion und auf Export getrimmt. 

DK: Genau, genau so ist es. Deutschland ist einfach ein viel größerer Markt als Österreich, wir machen eigentlich einen rein digitalen Vertrieb und haben somit eine sehr hohe Reichweite. Außerdem kennt man das Thema Holzbau südlich des „Weißwurstäquators“ sehr gut.

Jetzt ist ja die Immobilienbranche aktuell nicht die leichteste, alleine die bloße Erwähnung des Namens René Benko macht das klar. Wie erlebt ihr das? 

TG: Es stimmt, die Immobilienbranche ist keine einfache. Aber im Großen und Ganzen spielt uns das eher in die Hände. Unser Konzept beruht auf Leistbarkeit. Und mit dieser leistbaren Schiene sind wir eine sehr interessante Alternative zum konventionellen Bau. Und das macht natürlich auch die Finanzierung einfacher. Wenn man die Gesamtkosten des Baus betrachtet, sind wir sicher eine Spur günstiger als in konventioneller Art und Weise.

Gibt es beim Holzbau auch Nachteile? 

DK: Es gibt gewisse Limitationen, vor allem im Bereich der Statik, die es zu beachten gilt. Die sind zwar auch weitgehend gelöst, aber das ist teilweise mit einem gewissen Mehraufwand verbunden, gerade wenn man in den vielstöckigen Bereich geht.

TG: Eine Frage, die uns Kunden oft stellen, betrifft den Brandschutz. Holz hat eine sehr gute Brandresistenz. Das liegt an seiner physikalischen Beschaffenheit. Ein Holzträger brennt ab, verkohlt äußerlich und beginnt sich selbst zu schützen und kann tatsächlich damit länger einem Brand standhalten. Wir haben tatsächlich jede Brandschutzauflage mit Leichtigkeit erfüllt. Ich meine, wir bauen immerhin Kindergärten und Schulen. Es gibt da sehr hohe Anforderungen.

Wie sieht die Zukunft von Wood_Space aus? 

TG: Wir haben viele große Ideen. Zunächst einmal sind wir gerade in einer Investmentrunde. Wir wollen dadurch mehr Kapazität schaffen, um auch die Automatisierung und Digitalisierung voranzutreiben. Möglichst bald wollen wir die Umsatzmarke von zehn Millionen Euro knacken. Wir haben vor etwa anderthalb Jahren einen neuen Betriebsstandort gekauft, der eine Kapazität von etwa 20 Millionen Euro Umsatz hat. Das wollen wir noch zumindest verdoppeln und verdreifachen.

Generell zum Holzhaus: Wird es irgendwann Wolkenkratzer oder sogar ganze Stadtteile und Städte aus Holz geben? Was ist aus eurer Sicht wirklich realistisch? 

DK: Ganz plakativ gesagt: The Sky is the Limit. Es gibt noch extrem viel Luft nach oben!

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