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Worldcoin: Ein Blick auf die kontroverse Krypto-Firma von Sam Altman

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Es gibt wieder Aufregung in der Welt der Kryptowährungen über ein relativ neues Projekt. Während die Macher:innen von Worldcoin es selbst als das „weltweit größte Identitäts- und Finanznetzwerk“ bezeichnen, nennen Bitcoin-Hardliner die Unternehmung (so wie alle anderen Altcoin-Projekte) eine schreckliche Idee. Doch zumindest Investor:innen sollen Gefallen an Worldcoin finden – denn die Marktberichte, dass eine Finanzierungsrunde von 100 Millionen Dollar bevorsteht, verdichten sich zunehmends.

100 Mio. Dollar für Worldcoin – das hätte durchaus das Potenzial, ein neues Krypto-Unicorn zu schaffen. Dazu müssten sich die Geldgeber:innen „nur“ zehn Prozent an dem Unternehmen schnappen – oder zehn Prozent der Gesamtmenge der WLD-Token, die noch nicht in Umlauf gebracht werden. Das soll dieses Jahr aber passieren – und wie so oft bei Token Sales im Krypto-Bereich könnte es auch bei Worldcoin bzw. WLD einen Pre-Sale für Großinvestor:innen zum Vorteilspreis geben. Laut The Information soll ein erster privater Token-Sale von 100 Mio. Dollar den Gesamt-Supply von WLD auf 3 Milliarden Dollar bewertet haben.

Eine Wallet-App als Zugangspunkt

Wer steckt aber nun hinter Worldcoin? Es ist das unbekanntere Zweitprojekt von OpenAI-CEO Sam Altman, der die Unternehmung 2019 gemeinsam mit Alex Blania gegründet hat. Der wiederum hat das Tech-Unternehmen Tools For Humanity (TFH) 2020 mit Sitzen in Erlangen in Deutschland und San Francisco in den USA gestartet und dieses kürzlich als Entwickler der World App (dazu später mehr) geoutet. Dabei handelt es sich um eine bereits verfügbare Wallet, in der man Fiatgeld (Dollar), Kryptowährungen und letztendlich auch WLD empfangen und versenden kann. Die Krypto-Assets, die die App derzeit halten kann, sind bescheiden – lediglich Wrapped BTC, Wrapped ETH und der zweitrangige Stablecoin DAI werden unterstützt.

Neben der Tech-Entwicklungsfirma gibt es, wie für viele Krypto-Projekte üblich, die sich einen Anstrich der Dezentralität verpassen wollen, natürlich auch eine Stiftung. Die Worldcoin Foundation wird als der Verwalter des gemeinnützigen Projekts verkauft und soll die Worldcoin-Gemeinschaft unterstützen und ausbauen, bis sie autark wird. Worldcoin selbst soll ein Open-Source-Protokoll sein. Aus Altmans Geschichte mit OpenAI weiß man aber, wie sich das entwickeln kann. Aus OpenAI, das als Non-Profit-Forschungsunternehmen startete und heute mit Microsoft als größter Miteigentümer stark profitorientiert mit dem Verkauf von GPT-Lizenzen und Premium-Zugängen operiert.

Was aber viele Kritiker:innen an Worldcoin besonders ärgert, ist „Orb“. Dabei handelt es sich um ein kugelförmiges Hardware-Gerät samt Kamera, mit dem die Teilnehmer:innen in dem Worldcoin-Netzwerk identifiziert werden – und zwar per Iris-Scan. Das soll Personen eindeutig identifizieren. „Der Orb prüft, ob eine Person echt und einzigartig ist oder sich nicht schon vorher bei Worldcoin angemeldet hat. Dies geschieht durch die Aufnahme und Verarbeitung von Bildern einer Person und ihres einzigartigen Irismusters. Da keine zwei Menschen das gleiche Irismuster haben und diese Muster nur sehr schwer zu fälschen sind, kann der Orb Menschen genau voneinander unterscheiden, ohne dass er weitere Informationen über sie sammeln muss – nicht einmal ihren Namen“, heißt es seitens Worldcoin. Die Augen der User sollen so zum Ausweis werden.

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Kostenlose WLD-Token als Lockmittel

Um die Nutzer:innen der World App zu locken, bekommen diese kostenlose WLD-Token, wenn sie sich ihre Iris scannen lassen. Aktuell zählt die App eigenen Angaben zufolge etwa 1,7 Millionen User. Auch in Österreich oder Deutschland könnte man sich rein technisch für die WLD-Token-Ausschüttung anmelden – nur gibt es hier noch keinen Orb-Betreiber, bei dem man vorstellig werden könnte, um den Iris-Scan vorzunehmen. Derzeit ist das Projekt weltweit auf der Suche nach Partnerfirmen, die Orbs in Einkaufszentren, Universitäten oder anderen öffentlichen Plätzen aufstellen. Sie sollen dafür entlohnt werden.

Hat man es nun irgendwie geschafft, sich eine so genannte World ID per Iris-Scan zu besorgen, dann kann man im Worldcoin-Netzwerk WLD-Token verwenden. Was deren Vorteil gegenüber anderen Krypto-Assets wie Bitcoin ist, erfährt man nicht. Durch die Iris-Scans kann man jedenfalls davon ausgehen, dass ein Empfänger sich irgendwo auf dem Planeten an einem Orb-Gerät für das Netzwerk registriert hat und kein Fake-Profil ist. Das kann, muss aber nicht von Nutzen sein – wirklich erklärt wird das von dem Projekt nicht.

Orb erfasst ganzes Gesicht und Körpertemperatur

Aber zurück zu den Iris-Scans. Seitens Worldcoin heißt es, dass die Bilder von den Augen verwendet werden, um einen eindeutigen Iris-Code zu erzeugen, und werden standardmäßig sofort gelöscht, sobald der Iris-Code erstellt wurde. Das hat aber zur Folge, dass man den Iris-Code an den Orb-Registrierungstellen immer wieder neu erstellen muss, etwa wenn die Algorithmen aktualisiert werden. Deswegen gibt es auch die Option, die Irisdaten längerfristig speichern zu lassen. Dann ist für die Datenverarbeitung der Iris-Bilder die Firma Tools For Humanity (TFH) zuständig, und die wird die Daten an seine Teams in der Europäischen Union und in den Vereinigten Staaten übermitteln.

Und beim Fotografieren der Iris bleibt es nicht, wenn man sich einem Scan bei einem Orb unterzieht. Tatsächlich werden laut TFH eine Reihe von hochauflösenden Bildern der Augen und des Gesichts (Kopf und Schultern) aufgenommen. Man wolle so verifizieren, ob es sich um ein lebendes menschliches Wesen handelt – und das schließe ein, das die Gesichtstemperatur gemessen und mit einer gewöhnlichen menschlichen Körpertemperatur verglichen wird. Die Orbs nehmen also gleich mehrere biometrische Daten auf und nicht bloß jene der Iris.

Wenn man Worldcoin die Zustimmung („Opt-in“) gibt, dass sie die Daten längerfristig verwahren können, dann passiert das, was man von Software-Unternehmen gewohnt ist. Die Daten können dann an SaaS-Produkte in den Bereichen Verwaltung von Datenbanken und Infrastrukturen, Datensicherheit oder Verwaltung von Anfragen betroffener Personen weitergegeben werden, und nicht nur das: Auch „externe Experten“ könnten Zugang zu den Daten bekommen, unter anderem spezialisierte Softwareentwickler, Juristen oder Anbieter von Kennzeichnungsdienstleistungen. Damit löst sich das Privatsphäre-Versprechen ziemlich schnell in Luft auf.

US-Nutzer:innen ausgeschlossen

Wird Worldcoin ein Hit? Bisher hat Worldcoin bereits Finanzierung von Khosla Ventures, Andreessen Horowitz, FTX-Mitgründer Sam Bankman-Fried und Linkedin-Gründer Reid Hoffman erhalten – und bald soll sehr viel mehr Geld in das Projekt fließen. In den nächsten Wochen ist der Start der eigenen Blockchain geplant, dann sollen erste WLD-Transaktionen funktionieren. Abseits aller Fragen um Nutzen und Datenschutz gibt es aber noch einen großen Hemmschuh: Worldcoin-Token sind nicht für Personen oder Unternehmen bestimmt, die ihren Wohnsitz in den Vereinigten Staaten haben. Und damit fällt ein sehr großer Markt für ein Unternehmen mit „World“ im Namen weg.

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