Die WurmHotels des oberösterreichischen Startups erobern Wien
Wohnzimmer und Balkone haben sie bereits erobert, aber jetzt ist auch der öffentliche Raum dran: Denn das oberösterreichische Startup Worm Systems, besser bekannt für seine Wurmkisten, hat 2022 damit begonnen, so genannte WurmHotels in Wien zu errichten. Dabei handelt es sich um mannshohe Holzboxen voller Erde, Kompost – und natürlich den Kompostwürmern. Am Freitag wurde in der Wiener Gumpendorferstraße der mittlerweile dritte Standort eröffnet.
Rund um ein WurmHotel soll sich eine so genannte Kompost-Gemeinschaft bilden. Bedeutet: Anwohner:innen können die Behälter, in denen zehntausende Würmer leben, dazu verwenden, ihren Biomüll über Zeit in Humus zu verwandeln. Pro WurmHotel und Jahr werden 2.000 kg Biomüll in etwa 200 kg natürlichen Dünger „upgegradet“, heißt es seitens des oberösterreichischen Startups. Neben dem Standort an der Gumpendorfer Straße gibt es noch WurmHotels im Museumsquartier und im Planquadrat-Park, wo im Kollektiv kompostiert werden kann.
An der Währinger Straße soll dann Nummer 4 eröffnet werden, bis Ende 2023 rechnet die Firma mit insgesamt fünf Standorten. Die ersten 5 Wurmhotels wurden in Zusammenarbeit mit dem ASF Hub finanziert, die Boku und ein Social Design Team begleiten und evaluieren diese ersten fünf Standorte.
Wurmkompost als Dünger für Urban Gardening
Die Produkte des Startups von Gründer David Witzeneder ist in Wien bereits sehr populär. Wiener Haushalte haben in den vergangenen Jahren bereits über 3.000 Wurmkisten bei seinem Unternehmen bestellt. Gerade in der Stadt ist das auch attraktiv, weil es anders als am Land oft keinen Zugang zu einem Komposthaufen gibt, auf den man die Bioabfälle leeren könnte. Da aber viele Wiener:innen auch eifrige Gärtner:innen in Balkonien sind, ist der durch die Kompostierung entstehende Humus eine interessante Sache.
Die WurmHotels in Wien funktionieren nun so: Jedes WurmHotel hat eine Kapazität für bis zu 30 Haushalte. Die Mitgliedschaft ist kostenlos und verlangt im Wesentlichen, dass man regelmäßig seinen Biomüll (Achtung: keine Knochen, Chemikalien, Milchprodukte, Zitrusfrüchte und -schalen, Fleisch sowie Brot und Getreideprodukte, Hochglanzpapier, gekochtes, mariniertes und gesalzenes Essen) vorbeibringt und an die Würmer verfüttert. Alle 6 Monate, also im Frühjahr und im Herbst, wird der fertige Wurmkompost gemeinsamen geerntet und kann dann als Dünger für Pflanzen zum Einsatz kommen. Beispielsweise kann der Dünger in Beeten, Hochbeeten oder Gemeinschaftsgärten in der Nähe verwendet werden, oder am eigenen Balkon.
Wurmkiste.at: Warum Wurmhotels und Wurmtoiletten jetzt im Fokus stehen
Zugang nur mit Schlüssel
„Das WurmHotel versorgt sich selbst mit Strom und braucht keinen Wasser- oder Kanalanschluss. Im Inneren sorgen Sensoren für eine Fernüberwachung und das Wohl der Würmer. Füttern kann ausschließlich die eingeschulte Kompostgemeinschaft mittels Schlüssel“, heißt es seitens Worm Systems. Bedeutet: Im Unterschied zur Biotonne kann also nicht jede:r einwerfen, sondern eben nur die Mitglieder der Kompostgemeinschaft. Ihnen obliegt es auch, darauf zu achten, dass nicht falsch eingeworfen wird. Die Erfahrung zeigt, dass das bei Biotonnen nur bedingt funktioniert, oder Biotonnen sind gar nicht vorhanden.
So landen in Wien jährlich 172.000 Tonnen Biomüll im Restmüll. Das Potenzial der WurmHotels ist aber riesig, denn 30 Prozent des Restmülls besteht aus Biomüll, daraus ließen sich bei entsprechender Verbreitung zehntausende Tonnen Humus machen. Wichtiger Partner dabei könnte für Worm System Wiener Wohnen werden. „Als Hausverwaltung von rund 220.000 Gemeindewohnungen liegt Wiener Wohnen Nachhaltigkeit und die zukunftsfitte Gestaltung der Gemeindebauten sehr am Herzen. Dazu tragen große Maßnahmen wie etwa innovative Sanierungen bei, aber auch zahlreiche kleinere Verbesserungen wie beispielsweise die Einrichtung eines Wurmhotels“, heißt es etwa seitens Julia Girardi-Hoog von Wiener Wohnen.