Wursthersteller Rügenwalder Mühle: Vegetarier sorgen für mehr Umsatz
Wenn das eigene Kerngeschäft unter Druck gerät, ist es ratsam, rechtzeitig ein neues Standbein aufzubauen, auf das man notfalls umsatteln kann. Startups würden das „Pivot“ nennen und sich binnen weniger Monate neu erfinden. Etablierte Unternehmen tun sich mit dieser radikalen Art, Innovationen umzusetzen oft schwer. Mitten im Trend zu gesundheits- und umweltbewusster Ernährung ist das dem deutschen Wursthersteller Rügenwalder Mühle gelungen. Erstmals hat das Unternehmen im Juli mit vegetarischem Fleischersatz mehr Umsatz gemacht als mit Teewurst und Aufschnitt.
Vegane Schnitzel und Co.
2014 ist die Rügenwalder Mühle in die Produktion von pflanzlichen Wurst-Alternativen eingestiegen. Mittlerweile hat es der Familienbetrieb laut Marktforscher IRI mit rund 40 Prozent zum Marktführer für Fleischalternativen in Deutschland geschafft. Das Portfolio umfasst nicht nur Wurst und Teewurst, sondern auch etwa vegane Schnitzel, „Faschiertes“ oder vegetarische Würstchen. Der Veggie-Boom brachte dem Unternehmen bereits 2019 ein Umsatzplus von fast 15 Prozent auf 242 Millionen Euro, wie das Handelsblatt berichtet. In Summe ist die Rügenwalder Mühle der siebtgrößte deutsche Wursthersteller.
Legendary Vish: Wiener Startup druckt vegetarische Lachs-Filets
Coronakrise: 50 Prozent mehr Absatz
Die Coronakrise dürfte den Trend zu pflanzlicher Ernährung noch einmal kräftig befeuert haben: Im ersten Halbjahr soll der Absatz von vegetarischen Fleischleibchen oder Mortadella um 50 Prozent gestiegen sein. Laut CEO Michael Hähnel sei die Nachfrage so stark gestiegen, dass man mit der Produktion nicht mehr nachkomme. Heuer und nächstes Jahr sollen jeweils 20 Millionen Euro in neue Anlagen fließen. Vor internationaler Konkurrenz, die den Fleischalternativen-Markt beherrscht, will sich die Rügenwalder Mühle mit ihrem Image als verlässlicher, regionaler Erzeuger aus Deutschland absetzen. „Diese Glaubwürdigkeit besitzt kein anderer Hersteller von Pflanzenfleisch“, sagt Hähnel zum Handelsblatt.
Future Food: Insekten-Fleisch könnte sogar Veganern schmecken