Xavveo: Berliner Startup will Autos auch bei Schlechtwetter autonom fahren lassen
Die drei Xavveo-Gründer, allesamt mit Doktortitel, Sven Otte, Stefan Meister und Ulrich Keil, haben ein System entwickelt, das autonomes Fahren auch bei schlechtem Wetter möglich und sicher machen soll – dafür wurden gerade 8 Millionen Euro eingesammelt. Für den Hauptinvestor Vsquared Ventures ist die Technologie ein noch fehlendes Puzzlestück im Bereich des autonomen Fahrens.
Autonomes Fahren als Hyper-Trend
Autonomes Fahren ist stark im Kommen, wie die Alphabet-Tochterfirma Waymo gerade beweist: Zuerst wurden 150.000 bezahlte Robotaxi-Fahrten pro Woche gemeldet, dann wurde eine Bewertung von 45 Milliarden Dollar bekanntgegeben, die Waymo zu den sechs wertvollsten Tech-Unicorns der Welt aufsteigen lässt – wir haben berichtet. Auch Elon Musk arbeitet mit Hochdruck daran, seine Tesla-Robotaxis zumindest bis 2027 in einen autonomen Zustand zu bringen – das sind nur zwei Beispiele von vielen zahlreichen Branchenentwicklungen.
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4D-Imaging-Sensor soll autonomes Fahren zuverlässiger machen
Die drei deutschen Gründer Otte, Meister und Keil sehen allerdings eine große Schwäche beim autonomen Fahren: das Fahren bei schlechtem Wetter. Deshalb haben sie ein photonisches Radarsystem entwickelt, das die fahrerlose Fortbewegung mit Robotaxis sicherer und zuverlässiger machen soll.
Das entworfene System verspricht, das Fahrzeug mit einem 360-Grad-Rundumblick auszustatten – unabhängig von den Wetterbedingungen. Dabei kommt ein 4D-Imaging-Sensor zum Einsatz. Wie Mitgründer und Xavveo-CEO Otte gegenüber Gründerszene kommentierte, nutzen die autonomen Autos, die aktuell unterwegs sind, vor allem “Laserscanner und Kameras, die nicht zuverlässig unter allen Bedingungen funktionieren.“
Die deutsche Autoindustrie stärken
Während Waymo auf Kameras und LIDAR-Sensoren setzt, will das Startup Xavveo mit seiner neuartigen und 40-fach patentierten Technologie überzeugen und damit die deutsche Autoindustrie stärken. Angedacht sind laut Otte vor allem Partnerschaften mit Automobilherstellern und Technologiepartnern – mit einem Fokus auf Deutschland. Einen großen deutschen Autohersteller will Xavveo bereits für sich gewonnen haben; Namen werden allerdings nicht genannt.
100 kleine Radarsysteme verbaut
Xavveo setzt bei seinem Radar auf “monolithische Silizium-Photonik-Technologie“ innerhalb eines einzigen, sehr leistungsfähigen Silizium-Chips. Dieser soll Daten unter anderem sehr schnell übertragen können und gleichzeitig als Sender und Empfänger agieren. Damit das Radarsystem tatsächlich bei jeder Wetterlage stabil funktioniert, sollen rund 100 kleine Radare in der Größe eines Fingernagels am Äußeren des Autos angebracht werden. Eigenen Angaben zufolge sei das Xavveo-Radarsystem aus physikalischer Sicht das einzige, das es wirklich erlaubt, Autos zuverlässig unter allen Wetterbedingungen fahren zu lassen.
Vorwissen aus dem Halbleiter-Sektor
Spannend ist, dass die Xavveo-Gründer zuvor “Sicoya“ gegründet hatten, ein Unternehmen, das an Silizium-Photonik-Chips geforscht und optische Transceiver auf Basis dieses Materials produziert hat. 2021 wurde Sicoya an das Halbleiterunternehmen “Suzhou Dawning Semi Technology“ aus China verkauft. Doch das gewonnene Wissen aus den sieben Jahren Forschung an der Technologie haben sie selbstverständlich mitgenommen, als dann 2023 Xavveo entstand.
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Rund 8 Millionen Euro Seed-Finanzierungsrunde
Gerade hat Xavveo eine Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 7,9 Millionen Euro abgeschlossen. Angeführt wurde die Runde vom Münchner VC “Vsquared Ventures“ und dem Risikokapitalfonds für Halbleiterinnovationen “Imec.xpand.“ Mit dem Kapital möchte das Gründungstrio die Entwicklung ihres Photonic Radar-Systems weiter vorantreiben und ihr Ingenieurteam erweitern. Otte schätzt, dass die ersten Autos mit integriertem Radarsystem 2028 oder 2029 auf den Straßen unterwegs sein werden.
In den nächsten fünf Jahren plane man außerdem noch zwei weitere Finanzierungsrunden. Denn: Das Radarsystem mit seinen hochauflösenden Radar-Imaging-Sensoren soll auch in anderen Bereichen Anwendung finden können, wie etwa in der Industrie, im Gesundheitsbereich oder in der Robotik.
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