Porträt

YEP und die GenZ: Mehr Life, weniger Work

Elena Heuberger, Rebekka Dober und Linda Exenberger von YEP. © Trending Topics / David Visnjic
Elena Heuberger, Rebekka Dober und Linda Exenberger von YEP. © Trending Topics / David Visnjic
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„New Work“, Partizipation, Vier-Tage-Woche: Es rumort auf dem Arbeitsmarkt, die reine Lohntätigkeit wird gerade von der Generation Z als nicht mehr sonderlich erstrebenswert angesehen. Was sich ­dringend ändern muss, weiß YEP: Die Organisation empowered junge Menschen und versucht, verkrustete Strukturen zu lösen. Es ist viel zu tun – denn von unflexiblen Apparaten gibt es in Österreich bekanntlich nicht zu wenig.

„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ – Wer hat das gesagt? Genau, ein wohl etwas genervter Sokrates. Und ja, das ist der aus der griechischen Geschichte; gelebt hat er ab 47 vor Christus. Worauf die Einleitung hinaus will?

YEP: Die Sache mit den Generationen

Diskrepanzen zwischen jüngeren und älteren Generationen sind so alt wie die Menschheit selbst, unterschiedliche Auffassungen sind kein Phänomen der Neuzeit. Was sich historisch ableiten lässt: Schon in grauer Vorzeit hatten es die Lehrer:innen nicht immer leicht mit den Schüler:innen, die Schüler:innen aber auch nicht unbedingt mit den Lehrer:innen. Die Organisation YEP rund um Gründerin Rebekka Dober will hier ansetzen.

„Partizipation“ ist das Stichwort des Social Startups, man sieht sich als „Stimme der Jugend“. Das Geschäftsmodell nennt sich PaaS, Participation as a Service. YEP setzt „niederschwellige Partizipationsprozesse“ für Unternehmen und Institutionen auf und hat so bereits über 200 Mal die Stimme der nächsten Generation wirkungsorientiert in Politik und Wirtschaft eingebracht. „So werden die Generationen wieder verbunden, eine Win-Win-Lösung für alle“, wie Dober erklärt. „Als Dienstleister sei man auch eines der wenigen selbstfinanzierten Social Startups in Österreich. Das hat die Gründerin und ihre Mitstreiter:innen nun bis zum Bildungsministerium gebracht: YEP setzt mit „Demokratie Macht Schule“ den größten Jugendbeteiligungsprozess Österreichs auf, mit klar geplanter Wirkung: Minister Martin Polaschek will den Lehrplan „von Grund auf umdrehen“, die Schüler:innen sollen mitreden dürfen.

Gestartet werden soll mit den neuen Lehrplänen für berufsbildende mittlere und höhere Schulen, die Jugendlichen sind am Partizipationsprozess aktiv beteiligt. Online wird abgefragt, wie die Schule der Zukunft aussehen soll. Damit sich der Aufwand auch bezahlt macht, gibt es einen „Wirkungsvertrag“: Der verpflichtet das Ministerium, erst mit dem Lehrplanprozess zu beginnen, wenn die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses vorliegen.

YEP: Acht von zehn junge Arbeitskräfte bleiben bei Mitspracherecht länger im Job

Die neue Macht der Arbeitnehmer:innen

Die Kooperation gab YEP Mitte Februar 2023 bekannt, sie ist der letzte Meilenstein jahrelanger Versuche, vor allem junge Menschen zu „empowern“. War man – vereinfacht beschrieben – vor wenigen Jahren noch froh, nach der Matura voll ins Jobleben einsteigen zu können, sind die Anforderungen heute doch andere: Die 40-Stunden-Woche ist unattraktiv, das Einstiegsgehalt vielerorts auch.

Der Kapitalismus stößt gewissermaßen an Grenzen: „Durch die vielen Krisen unserer Zeit haben junge Menschen oft das Gefühl, ihr ganzes Leben nicht mehr nur der Arbeit widmen zu wollen. Das hat eine gewisse Machtumkehr am Arbeitsmarkt verursacht. 61 Prozent der Führungskräfte sagen, ihre größte Sorge derzeit ist die Mitarbeiterfluktuation unter den jungen Menschen. Junge Menschen haben verstanden, dass sie mit der Wahl ihres Berufs viele Dinge beeinflussen können, auch die Dynamik am Arbeitsmarkt und den ökologischen Impact. Das können wir ignorieren und den Kopf in den Sand stecken oder wir gehen das Problem an und arbeiten gemeinsam an einer Lösung – indem wir mit den Menschen, um die es geht, die Arbeitswelt von morgen gestalten“, meint Rebekka Dober.

Die neue Art der Arbeit

Diesen Umstand belegt auch eine YEP-Studie vom November 2022: 86 % der jungen Mitarbeiter:innen wünschen sich demnach mehr Mitbestimmung in der Arbeit, ganz besonders in den Bereichen Arbeitszeit, Regeln und Arbeitsabläufe und Unternehmenskultur. Was sich auch zeigt: Das Gehalt spielt keine dominante Rolle mehr, lediglich 42 Prozent der Befragten wünschen sich ein „hohes Gehalt“. Ganze 69 Prozent wollen etwas machen, „das Sinn und eine Wirkung hat“. Ebenfalls relevant ist der Team-Aspekt: Arbeit soll in einem Umfeld stattfinden, „das sich durch Teamarbeit und persönlichen Austausch“ auszeichnet. Simples Erledigen von ToDos und isoliertes Arbeiten alleine wird von mehr als der Hälfte aller Befragten prinzipiell abgelehnt. Nun wird sich dieser Wunsch nicht für jede und jeden erfüllen, der Trend ist aber klar erkennbar: Die vielzitierte Work-/Life-Balance ist keine mediale Sau, die durchs Dorf getrieben wird, sie ist einer der Kernaspekte der New Work-Generation.

Weniger Arbeit, mehr Gesundheit

Auch das lässt sich mit Zahlen belegen. 61 britische Firmen mit fast 3.000 Angestellten testeten kürzlich die Vier-Tage-Woche, es war die weltweit bislang größte Studie zum Thema. Einige Erkenntnisse und Kennzahlen: 71 Prozent der beteiligten Personen gaben an, „weniger unter Burnout“ zu leiden, 39 Prozent sahen sich „weniger gestresst“ als vor der Studie, die Zahl der Krankenstandstage ging um 65 Prozent zurück und es gab um satte 57 Prozent weniger Kündigungen (immer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Beschäftigte fanden leichter Zeit für Betreuungspflichten (60 Prozent) und ihr soziales Leben (62 Prozent).

Nun heißt es oft, „Life“ hätte negative Auswirkungen auf „Work“, die Vier-Tage-Woche würde also der Produktivität schaden. Auch dem widerspricht die Studie: Im Versuchszeitraum stieg die Produktivität im Schnitt sogar um 1,4 Prozent. Dober: „In einer Welt, die so wirkt, als würde sie jederzeit untergehen, haben junge Menschen nicht mehr die Lust darauf, zu warten, dass sich ihre Leistung vielleicht irgendwann bezahlt macht. Sie wollen nicht mehr ihre ganze Energie in einen Job buttern, der weder Sinn noch Wirkung hat und ihre ganze Lebenszeit ausfüllt. Mein Tipp an Arbeitgeber:innen: Schaffen Sie Jobs mit klar kommunizierten Sinn und Wirkung und gestalten Sie den Arbeitsplatz mit jungen Menschen für junge Menschen. Rein die im Büro abgesessene Zeit ist kein Nachweis für qualitativ hochwertige Arbeit. Junge Menschen sind die Expert:innen ihrer Lebensrealität, darum wissen sie am besten, was sie brauchen und gut und gerne zu arbeiten.“

Dieses Interview stammt aus unserem neuen Magazin „Founders Guide“. Das 60-seitige Magazin steht hier kostenlos zum Download parat.

#glaubandich Challenge: YEP – Stimme der Jugend siegt bei Social Business & EduTech

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