Yipbee: Wiener Liefer-Startup stellt Betrieb in Österreich ein und fokussiert auf Osteuropa
„Yipbee erledigt den Einkauf für jeden, der dafür keine Zeit hat, nicht mehr mobil genug ist oder darauf gerade einfach keine Lust hat.“ Lebensmittellieferungen an die Haustüre noch am selben Tag, das ist das Ziel des Wiener Startups Yipbee, das 2015 von Gründer Umut Kivrak ins Leben gerufen wurde. Doch seit kurzem ist auf der Webseite zu lesen: „Lieber Kunde, wir haben den Betrieb in Österreich vorerst eingestellt. Sobald der Betrieb wieder aufgenommen wird, kontaktieren wir Sie gerne.“
Das Konzept des Startups: Yipbee schickt nach der Online-Bestellung der Kunden seine Einkäufer zu Metro aus und verrechnet dafür eine Liefergebühr – je nach Standort zwischen vier und sieben Euro. Geliefert wurde in Wien noch am selben Tag, in den Bundesländern am nächsten Tag. Im ersten Quartal 2017 soll die Firma eigenen Angaben zufolge in die Gewinnzone gekommen sein. Doch jetzt ändert die Firma seine Strategie.
Polen, Ungarn und Türkei im Visier
“Wir haben aus strategischen Gründen entschieden, den Betrieb in Österreich einzustellen”, sagt Gründer und CEO Kivrak zu Trending Topics. Das sei immer so geplant gewesen, weil man Österreich als Testmarkt gesehen habe, in dem man ein „Proof of Concept“ machen wollte. Zuletzt zählte Kivrak 15.000 Kunden, die mindestens einmal bei Yipbee geordert haben.
Jetzt fokussiere man auf Osteuropa, konkret auf die Länder Ungarn, Polen und Türkei. “Der Markt dort ist größer und wächst viel schneller, außerdem sind die Mitarbeiterkosten dort viel geringer”, so Kivrak, der türkische Wurzeln hat. In diesen Ländern will er eine neue Marke aufbauen. Möglich sei, dass Yipbee in Österreich und Deutschland Ende des Jahres von einem anderen Unternehmen weiter betrieben werden, Verhandlungen dazu würden derzeit laufen. Auch die Partnerschaften würden dann übernommen werden.
Metro-Chef glaubt nicht an Online-Bestellungen
Yipbee ist in Österreich und Deutschland eine Partnerschaft mit Metro eingegangen, um Privatkunden Großhandels-Produkte liefern zu können. Allerdings sagte Metro-Chef Olaf Koch kürzlich in einem Interview, er glaube, dass viele Kunden „nicht extra für einen Lieferdienst bezahlen wollen.“ Viele Menschen würden Koch zufolge schon wegen ein paar Cent Preisunterschied zum nächsten Supermarkt gehen und die Qualität der Ware lieber selbst vor Ort überprüfen. Deswegen glaube er nicht, dass sich Online-Bestellungen von Lebensmitteln durchsetzen werden, und baue lieber auf den Offline-Handel. Amazon oder REWE (Billa, Merkur) hingegen setzen immer stärker auf Online-Bestellungen von Lebensmitteln und deren Lieferung an die Haustüre.
Yipbee startete Anfang 2015 und begann im September 2016, Lebensmittel österreichweit auszuliefern, im Mai 2017 erfolgte der Marktstart in Deutschland. Weiters sicherte sich das Startup ein Investment von 300.000 Euro aus dem Business-Angel-Netzwerk startup300, an Bord kamen auch der niederösterreichische Großhändler Kiennast, das Linzer Software-Unternehmen Catalyst und Eberhard Dürrschmid, Geschäftsführer des durch die „ORF Ski Challenge“ bekannt gewordenen Spiele-Entwicklers Greentube.
Dass das Geschäft für Startups im Bereich der Lebensmittellieferung in Österreich sehr hart ist, zeigt das Startup Zuper. Dieses lieferte Kunden auf Bestellung aus Supermärkten wie Billa oder Merkur, wurde dann aber Ende 2016 wegen dem Druck der Konkurrenz wieder eingestellt.