Futtermittel aus Insekten

Ÿnsect: Französischer Insektenprotein-Pionier eröffnet industrielle Zuchtfarm

Die Ÿnfarm von Ÿnsect © Ÿnsect
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Das französische Scale-up Ÿnsect ist ein Pionier unter den Jungfirmen, die Insektenproteine in einem industriellen Maßstab herstellen wollen. Besonders an der Jungfirma ist, dass sie bereits mehr als 600 Millionen Dollar (etwa 550 Millionen Euro) von Investoren erhalten hat. Doch nun muss das Unternehmen anfangen, Geld zu verdienen, berichtet Sifted. Die Zuchtfarm des Jungunternehmens in Amiens namens „Ÿnfarm“ hat gerade mit der Produktion begonnen.

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Ÿnsect muss mit industrieller Anlage überzeugen

Die vertikale Farm von Ÿnsect ist 45 Quadratmeter groß. Es handelt sich um die erste industrielle Produktionsstätte des französischen Insektenprotein-Startups. Die Jungfirma züchtet Käfer und Mehlwürmer und verarbeitet sie in Zutaten, die zur Herstellung von Nahrungsmitteln für Tiere und Menschen dienen können. Im Inneren stapeln sich große Behälter mit den Käfern und Mehlwürmern in meterhohen Regalen in dunklen, feuchten und warmen Räumen. Nach mehreren Monaten, in denen man sich auf die Zucht konzentrierte, um den Insektenbestand der Farm aufzustocken, hat die Jungfirma in den letzten Wochen die ersten Chargen Mehlwürmer in Protein umgewandelt, um dieses an Tierfutterhersteller zu verkaufen.

Die volle Kapazität der Farm soll 200.000 Tonnen an Insektenproteinen pro Jahr betragen. Dieses Ziel zu erreichen, ist für das Scale-up von großer Bedeutung. Immerhin gingen der industriellen Produktion mehr als ein Jahrzehnt Forschung und Entwicklung sowie vier Jahre Aufbau der Jungfirma selbst voraus. Ÿnsect wurde 2011 gegründet und war eines der ersten europäischen Startups, das sich mit der Nutzung von Insekten zur Herstellung alternativer, nachhaltigerer Proteine für die Lebensmittelproduktion befasste.

Standorteröffnung hat sich mehrmals verzögert

In seiner 2015 eröffneten Pilotfabrik im ostfranzösischen Dole hat das Jungunternehmen eine Reihe von Zutaten auf Insektenbasis entwickelt, die es an Unternehmen verkauft, die Lebensmittel für Mensch und Tier herstellen. Nachdem die Jungfirma im Jahr 2020 eine Series C-Runde in Höhe von 372 Mio. Dollar von Investoren wie Astanor Ventures, der öffentlichen Bank Bpifrance und der Nachhaltigkeitsinitiative Footprint Coalition von Hollywoodstar Robert Downey Jr. erhalten hatte, startete sie Ÿnfarm, um seinen Betrieb zu erweitern.

Mit Ÿnfarm hat sich das Startup das ehrgeizige Ziel gesetzt, den traditionell manuellen Prozess der Insektenzucht und -verarbeitung vollständig zu automatisieren, um die Effizienz zu steigern. Ÿnsect beansprucht über 440 Patente in Bereichen, die von Robotik über Computer Vision bis hin zu AI reichen. Unter anderem aufgrund der Corona-Pandemie verzögerte sich die für Ende 2021 geplante Eröffnung des Standorts. Im vergangenen Jahr nahm Ÿnsect eine 160 Millionen Dollar schwere Series D auf, um die Entwicklung der Farm abzuschließen. Doch der Weg hin zur industriellen Anlage war sehr steinig.

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Jüngste Investmentrunde war schwer aufzustellen

Im Jahr 2023 reduzierte Ÿnsect seine Belegschaft um 70 Mitarbeiter:innen, was 20 Prozent der Belegschaft ausmachte. Außerdem wurden die Investitionen in internationale Projekte eingestellt, insbesondere eine Partnerschaft, die für den Bau einer Insektenfarm in Mexiko im Gespräch war. Laut Mitgründer Antoine Hubert ist es dem Unternehmen gelungen, eine Verlängerung der Finanzierungsrunde bis Anfang 2024 abzuschließen. Das Unternehmen plant, die dritte Tranche seiner Serie D bis Ende dieses Jahres abzuschließen, sagt Hubert, die es benötigt, um die Fixkosten der Farm und die Gehälter der 260 Mitarbeiter von Ÿnsect zu decken, während die Produktion auf der Ÿnfarm hochgefahren wird.

Laut Hubert war es angesichts der wirtschaftlich schwierigen Lage der letzten Jahre schwer, die jüngsten Investments auf die Beine zu stellen. Da die Produktion auf der Ÿnfarm gerade erst angelaufen ist, sind die Einnahmen des Unternehmens bisher minimal. Hubert sagt, dass Ÿnsect derzeit unter der Schwelle von 10 Millionen Euro Jahresumsatz bleibt, während die öffentlich zugänglichen Unternehmensabschlüsse für 2022 zeigen, dass sich die Verluste auf fast 90 Millionen Euro belaufen.

Ÿnsect erwartet Profitabilität in zwei Jahren

Diese Zahlen reichen aus, um Investoren abzuschrecken. Hubert ist jedoch zuversichtlich, dass der jüngste Finanzschub in naher Zukunft zu erheblichen Einnahmen führen wird. „Unsere Serie D, sobald sie vollständig abgeschlossen ist, sollte uns in die Lage versetzen, uns selbst zu versorgen. Wir werden die maximale Kapazität in drei Jahren erreichen, und wir werden sogar noch früher profitabel sein – in den nächsten zwei Jahren.“

Es gibt durchaus Kritik daran, dass Ÿnsect eine Anlage in einem so großen Ausmaß gebaut hat. Denn der Betrieb der Anlage ist speziell aufgrund der erforderlichen Kühlung sehr kostenaufwändig. Hubert sagt, dass man eine größere Fabrik entworfen hat, weil das Unternehmen zum Zeitpunkt der Gründung auf Kunden im Bereich Fischfutter abzielte – eine Branche, die große Mengen benötigt. Inzwischen hat das Jungunternehmen seinen Schwerpunkt aber geändert: Es plant nun, hauptsächlich für Kunden aus der Tiernahrungsbranche zu produzieren. „Hätten wir vor acht Jahren gewusst, dass Heimtierfutter so gut funktionieren würde, hätten wir wahrscheinlich einen doppelt oder dreimal so großen Standort entworfen“, meint Hubert.

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„Wir schaffen buchstäblich eine Industrie“

In der Vergangenheit hat das Scale-up auch noch weitere Pivots vollzogen. Ursprünglich wollte die Jungfirma menschliche Ernährung herstellen, doch dieser Markt erwies sich als zu klein. Später wollte man sich auf die Herstellung von Futter für Hunde und Katzen konzentrieren. Heute produziert Ÿnsect neben dem Segment Heimtiernahrung auch Zutaten für Spezialnahrung für Menschen, wie z. B. Sportnahrung. Allerdings ist das nur ein kleiner Teil des Geschäfts. Außerdem recycelt das Unternehmen Insektenabfälle zur Herstellung von Dünger.

Ÿnsect steht vor Herausforderungen, die typisch für ein Unternehmen sind, das eine „First-of-a-kind“-Anlage baut, sagt Hubert. In einer Branche, die es noch nicht gibt und die eine kostspielige physische Infrastruktur erfordert, ist es viel schwieriger, einen klaren Weg für die Erweiterung zu finden. „Wir schaffen buchstäblich eine Industrie. Wenn man sich in einem Wachstumsmarkt befindet und über eine Wachstumsfinanzierung verfügt, neigt man dazu, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen“, so Hubert.

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