Ynsect: Insektenfarm, die mehr als 600 Mio. Dollar bekam, muss saniert werden
Sie wollen die Nahrungskette revolutionieren und Insekten auf den Speiseplan von Mensch und Tier als Fleischersatz bringen – doch diese Pläne geraten nun ins Stocken. Denn Ynsect, das größte europäische Scale-up für die Produktion von Insektenproteinen muss in Frankreich in ein Schutzverfahren zur Verhinderung der Insolvenz gestellt werden – das so genannte „procédure de sauvegarde“.
Ynsect ist, für jene, die es nicht kennen, ein junges Unternehmen, das seit dem Start satte 625 Millionen US-Dollar an Finanzierung aufgenommen hat. „Ÿnsect hat angesichts einer komplexen wirtschaftlichen und finanziellen Situation, die durch das Versiegen von Finanzmitteln gekennzeichnet ist, die üblicherweise an wachstumsstarke Unternehmen vergeben werden, die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens erwirkt“, heißt es in einer Erklärung des Unternehmens.
Ynsect wurde 2011 von Antoine Hubert, Jean-Gabriel Levon, Alexis Angot und Fabrice Berro gegründet. 2021 ließ die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) den Gelben Mehlwurm im Rahmen der Novel-Food-Verordnung als neuartiges Lebensmittel zu – allerdings führte das bisher nicht zu einer breiteren Akzeptanz der Insekten als Nahrungsmittel für Menschen.
Schwenk im Geschäftsmodell
Bereits 2023, als das Unternehmen 160 Millionen Euro (175 Millionen US-Dollar) aufgenommen hat, wurden zahlreiche Stellen abgebaut, weil man das Geschäftsmodell umbaute. Damals schwenkte man Man will weg von der Produktion von Tierfutter – etwa Mehlwürmer für Fische – und hin zu „margenstarker Heimtiernahrung“ und hochwertigen Lebensmittelzutaten.
Anfang des Jahres gelang es dem Unternehmen immerhin, eine Zulassung für die Vermarktung von entfetteten Mehlwurmproteinen (Protein70) als Hundefutter in den Vereinigten Staaten von der AAFCO (Association of American Feed Control Officials) zu bekommen. Doch seither ist es nicht gelungen, eine Anschlussfinanzierung zu erhalten.
Die Pläne von Ynsect waren groß. 2020 kündigte man an, die größte Insektenfarm der Welt bauen zu wollen, mit einem Output von bis zu 200.000 Tonnen Insekten pro Jahr. 2023 wurde die Fabrik in Frankreich fertiggestellt. Allerdings fehlen offenbar die Abnehmer für die Ware.