Zinserhöhungen entwickeln sich bei Immokrediten zur gefährlichen Finanzfalle
Für viele ist der Traum vom Eigenheim wegen der strengeren Regeln zur Kreditvergabe und den gestiegenen Zinsen bereits ausgeträumt. Für viele weitere kann sich die Zinswende, die eigentlich die Inflation in der Eurozone bekämpfen soll, zur ersten Bedrohung für die eigene Wohnung oder das Haus entwickeln. Und zwar dann, wenn man in der Vergangenheit einen variablen Zinssatz gewählt hat, der sich jetzt an die Leitzinsen anpasst.
Denn das Tarifvergleichsportal durchblicker geht davon aus, dass die variablen Kreditzinsen bis Mitte 2023 um 1,0 bis 1,5 Prozent steigen werden. Sie werden dann bei 3,375 bis 3,875 Prozent liegen. Klingt wenig, ist aber herb. „Für einen durchschnittlichen Immobilienkredit in Höhe von 300.000 Euro mit einer Laufzeit von 30 Jahren bedeutet dies Mehrkosten von 242 Euro im Monat oder 87.000 Euro über die Gesamtlaufzeit“, heißt es seitens durchblicker. Also eine satte Mehrbelastung für Haushalte, die ohnehin schon diesen Winter ordentliche Energiepreise abbekommen werden.
„Dass Lebenserhaltungskosten und Kreditzinsen gleichzeitig explodieren, bringt immer mehr Haushalte mit variabel verzinsten Immobilienkrediten in eine prekäre finanzielle Lage. Addiert man die zusätzlichen Kreditkosten mit den Mehrkosten für Strom und Gas, kann das einen durchschnittlichen Wiener Haushalt mit 350 Euro und mehr belasten. Wer sich das nicht leisten kann, verliert im schlimmsten Fall seine Immobilie. Daher sollten sich diese Haushalte dringend vor weiter steigenden Zinsen schützen“, so Andreas Ederer, Leiter der Abteilung Immobilienfinanzierung bei durchblicker.
Immokredite: Variable Zinsen bedeuten bereits erhebliche Mehrkosten pro Monat
Erhöhung der Leitzinsen wird weitergehen
Sich vor steigenden Zinsen schützen kann man sich durchaus – und zwar durch eine Umschuldung. Dabei nimmt man einen Kredit mit Fixzinsen bei einer neuen Bank, um den Kredit mit den variablen Zinsen bei der alten Bank zu bezahlen. „Auch wenn bei einem Bankwechsel im Zuge der Umschuldung auf einen Fixzinskredit zusätzliche Gebühren anfallen, übersteigt die Zinsersparnis diese Gebühren meist deutlich. Bereits bei einem Zinsanstieg des Drei-Monats-Euribor um weitere 1,737% trifft man mit der Umschuldung von einer variablen auf eine fixe Verzinsung die bessere Entscheidung und hat das Zinsänderungsrisiko für 25 Jahre ausgeschaltet“, so Ederer.
Wie bereits berichtet, hat das Wiener Proptech miracl.at errechnet, dass durchschnittliche Kreditnehmer:innen (ca. 300.000 Euro) bei variablen Zinssätzen wegen den Zinserhöhungen mit einer monatlichen Mehrbelastung von 240 Euro zu rechnen haben (Anpassung von 0,5% auf 2,2%). Gerade im Oktober hat sich die Situation verschärft.
Die Europäischen Zentralbank (EZB) hatte die Leitzinsen zuletzt in einem ungewöhnlichen Schritt Ende September um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent angehoben. Und es könnte noch dicker kommen. Denn bereits am Donnerstag, dem 27. Oktober, wird die EZB voraussichtlich einen weiteren großen Zinsschritt machen, und zwar um weitere 0,75 Prozentpunkte. Dann liegt der Leitzins bereits bei 2 Prozent.
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