„Zoom out!“: Wie Krypto-Expert:innen den jüngsten Bitcoin-Crash einstufen
Der Staub legt sich – zumindest ein wenig. Nach dem harten Crash für Krypto-Assets am Freitag und Samstag scheint sich der Markt nun am Sonntag ein wenig zu erholen. Bitcoin als Leitwährung hat sich, zumindest vorübergehend, bei 31.700 Euro stablisiert, Ethereum bei etwa 2.200 Euro, und der gesamte Krypto-Markt hält nunmehr bei 1,47 Billionen Euro.
Die Verluste sind herb. Seit den letzten Allzeithochs für Krypto-Assets (die meisten im November oder Dezember 2021, also gerade mal 2 bis 3 Monate her) sind die meisten Token- bzw. Coin-Preise um etwa die Hälfte eingebrochen. Hier der Überblick über die Top 10:
- Bitcoin (BTC): -48% (ATH am 10. November 2021)
- Ethereum (ETC): -49% (ATH am 16. November 2021)
- Binance Coin (BNB): – 44% (ATH am 10. Mai 2021)
- Cardano (ADA): -64% (ATH am 2. September 2021)
- Solana (SOL): -61% (ATH am 6. November 2021)
- Terra (LUNA): -34% (ATH am 27. Dezember 2021)
- Dogecoin (DOGE): -81% (ATH am 8. Mai 2021)
- Polkadot (DOT): -66% (ATH am 4. November 2021)
- Avalanche (AVAX): -56% (ATH am 21. November 2021)
- Shiba Inu (SHIB): -74% (ATH am 28. Oktober 2021)
So sieht schließlich der Preisverfall innerhalb der letzten 5 Tage aus:
Unter Strich heißt das: Der neuerliche Krypto-Crash ist herb. Der gesamte Krypto-Markt hat seit seinem Allzeithoch am 10. November bis heute, etwas mehr als 2 Monate später, also 45 Prozent (von 2,62 auf 1,46 Billionen Euro) hinunter verloren – das entspricht einem theoretischem (weil nicht immer realisierbarem) Marktwert von 1,1 Billionen Euro, die in Luft aufgegangen sind.
Krypto-Crash weitet sich aus: Gesamtmarkt verliert 47 Prozent seit Allzeithoch
„Ja, es ist ein wenig die Luft draußen“
Zwar gab es immer wieder solche Einbrüche – nach dem ersten Bitcoin-Hype 2017/2018 stürzte der Markt von einem Hoch um zeitweise minus 85 Prozent ab, und auch 2021 gab es einen Durchhänger im Sommer. Doch viele stellen sich nun die Frage: Kommt ein neuer Krypto-Winter mit niedrigeren, weniger volatilen Preisen, wie man ihn schon 2018 bis 2020 gesehen hat?
„Krypto-Winter interessanter Begriff, der ja für maximal 3 Monate gelten sollte“, meint etwa Matthias Reder, Bitcoin Key Account Manager bei Österreichs ältestem Kryptowährungs-Händler Coinfinity in Graz. „So ein Winter kann aber auch in einen Bärenmarkt übergehen und dieser bis zu 24 Monate dauern.“ Wie beschrieben hat die Branche eine solche Durststrecke bereits gesehen – nun fragen sich viele, ob nun der zweite große Krypto-Winter kommt.
„Ja, es ist ein wenig die Luft draußen. Dazu muss man sagen, dass der Bitcoin- bzw. der Krypto-Markt natürlich ein Hochrisikomärkte sind. Wenn dann im wichtigsten Krypto-Land der Welt, also der USA, die Zentralbank Fed ihren Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik plus vier Zinserhöhungen im Jahr 2022 ankündigt, um auch eine Inflation von über 7 Prozent zu bekämpfen, hat dies klare Auswirkungen auf die Gesamtmarktliquidität“, so Reder weiter. „Mein Tipp in volatilen Zeiten: Zoom out vom Wochenchart in den Mehrjahres-Chart bzw. einfach auf längere Zeithorizonte fokussieren. Dass der Krypto-Markt sehr starke Auf- und Abschwungphasen aufweist, war in der Vergangenheit eher die Norm denn die Ausnahme.“
„Die Märkte sind verrückt – vor allem in Zeiten wie diesen“
Optimist:innen sind in der Krypto-Industrie schnell gefunden – Alexander Valtingojer, Mitgründer und CEO des Wiener Krypto-Startups Coinpanion etwa, das seine Kund:innen auf einfache Weise in Bündel von Krypto-Assets investieren lassen. „Denken Sie nicht zu sehr über kurzfristige Marktbewegungen nach. Die Märkte sind verrückt – vor allem in Zeiten wie diesen, in denen eine weltweite Pandemie herrscht und viel Geld gedruckt wird. Lehnen Sie sich einfach zurück, richten Sie einen Sparplan ein und warten Sie ab“, sagt er.
Auch Florian Wimmer, Mitgründer und CEO des österreichischen Krypto-Startups Blockpit, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.“Wenn man tiefer hineinsieht, entdeckt man Aktivität wie noch nie zuvor und täglich neue Private und Institutionen, welche sich mit dem Thema befassen. Egal ob der Markt rauf oder runter geht, die Leute entwickeln disruptive Produkte“, sagt Wimmer. „Ich mache mir also keine Sorgen um den Aufwärtstrend des Markts – zoom out and keep building.“
Wir durchleuchten NFTs & Metaverse mit Crypto-Experte Alex Valtingojer