Gastbeitrag

Zu kurz gedacht: Warum das Bitcoin-Mining-Verbot ein Fehler wäre

Bitcoin © Old Money on Unsplash
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Eliézer Ndinga ist Research Lead bei der 21Shares AG, einem Krypto-Asset-Manager aus der Schweiz. In diesem Gastbeitrag beschäftigt er sich mit der Möglichkeit eines EU-weiten Verbots von Bitcoin-Mining und dessen potenziellen Auswirkungen.

Der Gesamtmarkt der Kryptoassets hat im Laufe der letzten Woche rund zehn Prozent abgegeben. Daher hat auch die Performance von Bitcoin gelitten, das wertvollste Kryptoasset sank im gleichen Zeitraum um 15 Prozent im Wert. Diese Entwicklung wurde vor allem mit der Möglichkeit eines EU-weiten Verbots von Bitcoin-Mining in Zusammenhang gebracht, das von einigen Politikern in Norwegen und Schweden aufgebracht wurde.

Verbot von Bitcoin-Mining erhöht Abwärtsdruck

Sollten andere EU-Staaten eine ähnliche Position signalisieren, könnte das einen kurzfristigen Abwärtsdruck auf das Asset zur Folge haben. Aktuell gibt der Indikator für die Kostenbasis kurzfristiger Investoren (“Short-Term Holder Cost Basis“) für Bitcoin einen Wert von 53.000 Dollar an (siehe untenstehende Grafik). Daher könnte ein Kurs, der sich in Richtung dieses Wertes bewegt, für neue Anleger ein Indikator für einen Bärenmarkt darstellen, die den Großteil des Verkaufsdrucks ausmachen. Darauf sind wir bereits in unserer letzten Research Note eingegangen.

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Um noch einmal auf die politischen Entwicklungen in Norwegen und Schweden einzugehen: Führende Verantwortliche schwedischer Finanz- und Umweltschutzbehörden sprachen sich für ein EU-weites Verbot von Proof of Work-Mining aus. Als Begründung wurde die zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien durch Bitcoin-Miner angegeben. Bjørn Arild Gram, Norwegens Kommunal- und Distriktminister, vertrat einen ähnlichen Standpunkt.

Maßnahme derzeit noch rein spekulativ

Derzeit ist dieses Verbot rein spekulativ und damit natürlich noch keine gesetzliche Regelung. Damit dies geschieht, muss das Verbot erst von der Europäischen Kommission, dem Rat der Europäischen Union – dem dritten der sieben Organe der Europäischen Union (EU) – und auch dem Europäischen Parlament, das seine Zustimmung zur Verabschiedung von Gesetzen geben muss – erlassen werden.

Selbst wenn Bitcoin zu 100 Prozent mit sauberer Energie geschürft würde, wie es in Norwegen und Schweden der Fall ist: Es geht in dieser Debatte schlussendlich darum, ob Bitcoin existieren darf und überhaupt irgendeine Art von Energie verbrauchen darf. Die Existenzberechtigung einer Anlageklasse in Frage zu stellen, ist eine fruchtlose Debatte, wenn widersprüchliche ideologische Vorstellungen statt objektiver und datengestützter Forschung genutzt werden, um politische Entscheidungen zu treffen.

Bitcoin hat Nutzen in Schwellenländern

Es gibt Beweise dafür, dass Bitcoin bereits jetzt in verschiedenen Ländern für unterschiedliche Zwecke von großem Nutzen war. So diente Bitcoin beispielsweise in Ländern wie Venezuela und Libanon als zensurresistentes Sparkonto und Zahlungsnetzwerk oder als Ergänzung bzw. für einige risikofreudige Anleger:innen im Rahmen einer Portfoliooptimierung als Ersatz für Gold.

Darüber hinaus verbraucht Bitcoin weniger Energie als die Goldförderung und -produktion, die Kupferproduktion und der gesamte Finanzsektor. Der Abbau dieser Rohstoffe ist zudem auch mit anderen Problemen verbunden, insbesondere in Schwellenländern. Dazu gehören Zwangsarbeit und die negativen Auswirkungen von Landabbau und -aneignung – all dies findet beim computergesteuerten Bitcoin-Mining nicht statt.

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Mining ist Lebensader von Bitcoin

Es ist auch wichtig zu erwähnen, dass Bitcoin ohne den Mining-Mechanismus nicht existieren kann, auch wenn fast 90 Prozent des zirkulierenden Bitcoin-Volumens bereits geschöpft wurde. Das Mining ist die Lebensader von Bitcoin und ist notwendig für dessen Funktion als zensurresistente Zahlungsinfrastruktur. Bitcoin-Mining erfüllt folgende Funktionen:

  1. Die Überprüfung von Transaktionen
  2. Die Verrechnung von Transaktionen
  3. Die Sicherung des Netzwerks mit Rechenleistung, die elektrischen Strom benutzt
  4. Die Bezahlung von Minern und Schürfung neuer Coins als Belohnung für ihre Arbeit. Dies dient auch der Verteilung von BTC auf dem freien Markt, da die Miner ihre Betriebskosten decken müssen, indem sie sie nach 100 Blöcken oder 16 Stunden Arbeitszeit gegen lokale Währungen verkaufen.

Bei 21Shares beobachten wir die Entwicklung dieser Situation genau. Nach Angaben von Euronews Next hat die EU-Kommission verlautbaren lassen, dass sie die Branche ermutigt, Anwendungen von energieintensiven Proof-of-Work-Blockchains (PoW) auf weniger anspruchsvolle Protokolle wie Proof-of-Stake (PoS) und hybride Konsensmodelle „umzustellen“. Es ist unwahrscheinlich, dass Bitcoin in absehbarer Zeit zu einem PoS-Sicherheitsmechanismus wechseln wird – im Gegensatz zu Ethereum und der Privacy-Coin Zcash. Wie bereits zu Beginn des Jahres erwähnt, haben die Umweltbedenken gegenüber PoW zu einer Entwicklung hin zu umweltfreundlichen Kryptonetzwerken, die auf PoS setzen, geführt – darunter Avalanche und Solana. Diese Entwicklung könnte sich fortsetzen – trotz anderer Risiken, die mit diesen jungen Netzwerken verbunden sind.

Wöchentliche Renditen

Die Renditen der fünf wichtigsten Kryptoassets in der letzten Woche waren wie folgt: BTC (-6,5 Prozent), ETH (-3,2 Prozent), BNB (-5,3 Prozent), XRP (-5,2 Prozent) und ADA (-5,6 Prozent).

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Sonstige News

Binance Smart Chain stößt vor Upgrade auf Kritik von der Community

Was ist passiert?

Nutzer der Binance Smart Chain (BSC), einer DeFi-Blockchain, die mit Ethereum konkurriert, haben Störungen erlebt, die hauptsächlich auf die Verkürzung der Blockzeit auf drei Sekunden zurückzuführen sind, im Gegensatz zur durchschnittlichen Blockzeit von 13 Sekunden bei Ethereum. Vor einigen Tagen erreichte die Nutzer:innenbindung von BSC mit 14,7 Millionen Transaktionen ein Allzeithoch. Nutzer:innen beschuldigen nun Binance, die eigene Community für mehr Profit über den Tisch zu ziehen. Die wütende BSC-Community machte ihrem Frust auf Github Luft, ein Nutzer nannte die Blockchain gar eine „verlorene Sache“. Entwickler:innen beschweren sich über die fehlende Überprüfung des Codes, die fehlende Reaktion auf Fehlerberichte, insbesondere bei nicht synchronisierten Knoten, und die fehlenden Betatests, die die Blockchain ins Chaos stürzen.

Wie Binance selbst beschreibt, ist BSC eine Dual-Chain-Architektur, die 2020 in Betrieb ging und die es ihren Nutzer:innen ermöglichen soll, ihre dezentralen Apps und digitalen Vermögenswerte auf der einen Blockchain zu erstellen und die Vorteile des schnellen Handels auf der anderen zu nutzen.

Warum spielt es eine Rolle?

Die Unzufriedenheit mit dem Upgrade könnte sich vor allem auf die Binance-eigene Kryptowährung Binance Coin (Ticker: BNB) negativ auswirken. BNB liegt aktuell bei einem Marktwert von 599,61 Dollar (7,21 Prozent). Die entstandene Frustration könnte manche Entwickler:innen dazu bringen, ihre Apps statt auf BNB auf Ethereum oder anderen Ökosystemen wie Avalanche oder Solana zu entwickeln.

Noch dazu kommt diese Entwicklung zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt, da die Regulierungsbehörden in Großbritannien und kürzlich auch in Japan und Singapur gegen die Binance-Börse vorgehen. BSC ist somit in eine verzwickte Situation geraten: Regulierungsbehörden und sogar eigene Entwickler stellen sich gegen das Kryptoprojekt, und nur ein größeres Update könnte Abhilfe schaffen.

Das für den 30. November geplante sogenannte Bruno-Upgrade oder BEP-95 v1.1.5 wird sich auf die Validatoren oder Full-Node-Betreiber auswirken. Nach der Aktivierung sollte die Blockchain in der Lage sein, eine Reihe von neuen Funktionen zu verarbeiten und bestehende Fehler zu beseitigen.

Rechtliche Hinweise:

Das in diesem Beitrag enthaltene Material dient ausschließlich Informationszwecken. Die 21Shares AG und ihre verbundenen Unternehmen empfehlen keine Maßnahmen auf der Grundlage dieser Informationen. Das Material ist weder als Angebot oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers, noch als Anlageberatung auszulegen. Darüber hinaus stellen diese Informationen keine Zusicherung dar, dass die hier beschriebenen Anlagen für eine Person geeignet oder sinnvoll sind. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für künftige Kursentwicklungen.

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