Zürich stimmt Bevölkerung bereits auf Blackouts und Strommangel ein
In der mit 1,3 Millionen Einwohner:innen größten Stadt der Schweiz beschäftigt man sich aktuell intensiv mit dem Thema Blackout. Denn dort stuft der Zürcher Regierungsrat eine „Strommangellage“, wie man in der Schweiz sagt, als eines „wahrscheinlichsten Krisenszenarien in der nahen Zukunft“ ein. In einer Kampagne wird die Bevölkerung bereits darauf hingewiesen, welche Notvorräte sie anlegen sollten.
Geraten wird dazu, 9 Liter Wasser pro Person sowie Essen für eine Woche vorrätig zu halten. Auch wird empfohlen, ein batteriebetriebenes Radio, Taschenlampe, Ersatzbatterien, Kerzen, Streichhölzer, Feuerzeug Gaskocher und Bargeld bereit zu halten. Auch Hygieneartikel und Hausapotheke sollte man in ausreichender Menge zu Hause haben. Denn es wird klar darauf hingewiesen, dass Handy, Festnetztelefon und Internet nicht funktionieren könnten und Supermärkte und Tankstellen geschlossen bleiben würden.
Notvorräte für eine Woche empfohlen
In einem Worst-Case-Szenario, so die Zürcher Stadtregierung, könne die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln nicht mehr sichergestellt werden – und rechnet mit einem möglichen Blackout der „einige Tage andauern“ – deswegen werden Notvorräte für rund eine Woche empfohlen.
Die Schweiz ist generell mit eigenen Atomkraftwerken und viel Wasserkraft gut aufgestellt, was die eigene Stromproduktion angeht. Laut Daniel Bucher, Leiter des Geschäftsbereichs Netze der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), wäre man im Winter aber teilweise von Stromlieferungen aus Frankreich und Gaslieferungen aus Deutschland abhängig. In einem milden Winter könne man 90 Prozent des Stroms selber generieren, aber andernfalls ist man eben auf Energie aus dem Ausland angewiesen. Das wurde am Mittwoch Vormittag bei einer Medienkonferenz kundgetan.
Maßnahmen bis zu rollierenden Netzabschaltungen möglich
Generell wird in der Schweiz zwischen Blackout und Strommangellage unterschieden:
- Blackout: Der Ausfall eines wesentlichen Stromproduzenten kann dazu führen, dass in ganz Europa automatisch einzelne Regionen vom Netz getrennt werden, um einen großen Blackout zu verhindern. Technisch spricht man von einer UFLS-Situation:
- UFLS = automatischer frequenzabhängiger Lastabwurf (Under Frequency Load Shedding)
- Strommangellage: Der Ausfall mehrerer Stromproduzenten verursacht einen Energiemangel, der Schweizer Bundesrat ordnet dann eine Lenkung von Angebot und Verbrauch – eine so genannte OSTRAL-Situation:
- OSTRAL = Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen
Wenn es in der Schweiz zu einer Strommangellage kommt, dann kann der Bundesrat im Bereitschaftsgrad 4 (BG4; bei BG2 und BG3 sind nur freiwilligen Massnahmen vorgesehen) Verordnungen die zentrale Steuerung des schweizerischen Kraftwerkparks, ein Verbot von bestimmten Stromverbrauchern (Verbrauchseinschränkungen bzw. Verbote von nicht absolut notwendigen und energieintensiven Anwendungen) oder Stromkontingentierungen (betrifft Großverbraucher mit mehr als 100 MWh pro Jahr) durchsetzen.
Auch so genannte „rollierende Netzabschaltungen“ sind möglich. Die hätten zur Folge, dass nicht nur weniger, sondern während jeweils vier Stunden gar kein Strom zur Verfügung stünde. Solche zyklischen Abschaltungen wolle man aber unbedingt vermeiden – auch wenn sie bereits mit den Leitstellen geprobt werden würden.