Zukunftsquartier Village im Dritten: Erdwärme-Bohrungen für Bauprojekt begonnen
Die Tiefengeothermie könnte sich in Zukunft in Wien als eine wichtige, klimafreundliche Energiequelle durchsetzen. Tiefengeothermie ist die Nutzung von Erdwärme durch Thermalwasser, das sich in großer Tiefe befindet. Die Wien Energie plant beispielsweise am Rande der Seestadt Aspern die erste Tiefengeothermie-Anlage der Stadt (wir berichteten). Doch das ist nicht das einzige Projekt in dieser Richtung, das in der Hauptstadt geplant ist. So hat nun in Wien Landstraße die Bohrung für das neue Stadtviertel „Village im Dritten“ begonnen, das auf Erdwärme setzen wird. So viel Energie wie möglich soll direkt vor Ort produziert und auch verbraucht werden.
Wien Energie plant bis 2026 erste Tiefengeothermie-Anlage der Stadt
Erdwärme soll Stadtviertel nachhaltig machen
Entwickelt wird das Village im Dritten von der Immobilienfirma ARE Austrian Real Estate gemeinsam mit Partner:innen wie die Wien Energie. Rund 2.000 Wohnungen sowie Gewerbeflächen, Nahversorgungseinrichtungen sowie Bildungsinstitutionen soll das neue Stadtviertel bei der Fertigstellung bieten. Durch die lokale Energiequelle Erdwärme soll es besonders nachhaltig sein. Insgesamt 500 Erdwärmesonden sollen hierbei zum Einsatz kommen, wobei ein Viertel davon bereits gesetzt ist. Die Sonden sitzen dabei 150 Meter unter dem Erdboden. Daneben soll es in dem neuen Viertel einen Park geben sowie begrünte Fassaden und Dächer.
„Durch die Zusammenarbeit von Wien Energie und ARE entsteht hier ein klimafreundliches Zukunftsquartier und europäisches Vorzeigeprojekt. Die Realisierung dieses Projekts ist ein großer und wichtiger Schritt für Wien in Richtung Wärmewende und Klimaneutralität und trägt einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Lebensqualität in unserer Stadt bei“, sagte Peter Hanke, Stadtrat für Wirtschaft und Wiener Stadtwerke, bei einer Präsentation der Baustelle am Mittwoch.
Strom für Wärmepumpen aus Photovoltaik
Die Sonden sollen das Erdreich zum Heizen bzw. Temperieren, also moderaten Abkühlen der Wohnungen sowie die Kühlung der Gewerbeflächen dienen. Die Sonden sollen sich über Leitungen zum größten Anergienetz Österreichs zusammenschließen. Konkret heißt das, dass die Erdwärme mit fünf Grad Celsius bis 19 Grad Celsius über die Sonden in die hauseigenen Wärmepumpen gelangt, die die Temperatur weiter erhöhen. Der Strom für die Wärmepumpen wird dabei unter anderem direkt von den Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Gebäude kommen. Alle Gebäude werden außerdem auch an das Fernwärme- und Stromnetz angebunden sein, um die Versorgungssicherheit auch an sonnenarmen oder sehr kalten Tagen zu garantieren.
Für die Heizung der Wohnungen kommen Flächenheizsysteme, wie zum Beispiel Fußbodenheizungen, zum Einsatz. Diese Systeme benötigen laut ARE nur niedrige
Vorlauftemperaturen. Sie sollen die Wärmepumpen noch effizienter machen. Die Flächenheizungen werden, abhängig von der Außentemperatur, mit maximal 37 Grad Celsius betrieben. Im Sommer kommt die überschüssige Wärme wieder aus dem Gebäude. Die Sonden speichern sie dann unter den Gebäuden im Erdreich. Während des Winters kommt diese Wärme wieder aus dem Boden und soll mittels Wärmepumpe für die Heizung dienen. Dieses Konzept soll nicht nur Energiekosten senken, sondern auch die CO2-Emissionen.
Die Gründer von Lambda Wärmepumpen über die moderne Form des Heizens
Village im Dritten soll 2027 fertig sein
„Der Gebäudesektor ist für rund ein Drittel des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Das Energiekonzept, das wir gemeinsam mit Wien Energie umsetzen, ist ein Vorzeigeprojekt, wie eine klimafreundliche, baufeldübergreifende Energieversorgung gelingen kann“, schilderte Hans-Peter Weiss, CEO der ARE Austrian Real Estate. „Dieses Klimaschutzquartier zeichnet sich durch den optimalen Einsatz verschiedener Energiequellen, wie Erdwärmesonden, Gebäudeabwärme und Photovoltaikanlagen aus“, so Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.
Neben ARE und Wien Energie sind auch der wohnfonds_wien, die Stadt Wien und UBM Development an dem Projekt beteiligt. Das neue Stadtviertel soll bis 2027 auf einem über elf Hektar großen Areal entstehen. Die optimale Nutzung, Verteilung und Speicherung der Energie vor Ort soll das Startup Ampeers Energy mit seiner Software zur Anlagenbetriebsführung und Abrechnung sicherstellen. Zudem soll es für die zukünftigen Bewohner:innen des Village eine intelligente, baufeldübergreifende Energiegemeinschaft geben.