Niederschlag

Zukunftsvision? Forscher will Windräder zu Bewässerungsanlagen machen

Windräder © Al3xanderD on Pixabay
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Waldbrände und Hitzewellen sind aktuell weltweit ein Problem, welches in der Zukunft voraussichtlich an Intensität noch zunehmen wird. Schon jetzt wüten unter anderem im Mittelmeerraum, in Australien und in Kalifornien gewaltige Feuer, die Wälder zerstören. Auch wenn Klimawissentschaftler:innen bereits seit Jahren immer wieder auf die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise aufmerksam machen, werden weiterhin zu viele klimaschädliche Verhaltensweisen praktiziert. Eine massive Reduzierung der Treibhausgasemissionen ist nötig, um katastrophale Effekte, wie Dürren und starke Wasserknappheit, abzumildern. Auch sind innovative Konzepte nötig, um die Auswirkungen der bestehenden Umweltschäden zu mindern. Ein Forscher an der Hochschule Flensburg hat die Idee, in Zukunft Windräder zu Bewässerungsanlagen zu machen.

Windräder sollen Wasser in Wind verteilen

Vor allem bei der Bewässerung in Dürreperioden ist viel Findigkeit gefragt. Ein Konzept stammt beispielsweise vom Tullner Startup AgroBiogel. Die Jungfirma hat ein agrochemisches Gel entwickelt, das Flüssigkeit speichert und dann sukzessive wieder abgibt, um Felder auch bei Trockenheit zu versorgen (wir berichteten). Die neue Idee stammt von dem Forscher Clemens Jauch von der Hochschule Flensburg. Er will die Rotorblätter von Windkraftanlagen zu Erzeugern von Niederschlag umfunktionieren. Sie sollen Wasser in die Atmosphäre bringen, wo der Wind es in Form von Wassertröpfchen oder Wasserdampf verteilen soll.

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„Wir nutzen eine technische Komponente, die wir bereits haben, den Rotor von Windenergieanlagen, und den Wind, der auch schon da ist“, erklärt Jauch seine Vision. Das Wasser soll dabei aber nicht dem Grundwasser entnommen werden, sondern Flüssen. Genauer gesagt aus Flussmündungen, bevor das Wasser ins Meer fließen würde und so Süßwasser verloren wäre. Pumpen sollen das Wasser in die Rotorblätter der Anlagen bringen. Dort sollen Düsen die Flüssigkeit in die Luft emittieren. „Bei einer derzeit üblichen Größe von Windenergieanlagen haben wir hier eine Wasseremissionsfläche so groß wie etwa anderthalb Fußballfeder“, so die Berechnung des Forschers.

Kampf gegen Dürren und Austrocknung

Je mehr die Erderwärmung voran schreitet, desto mehr wird der natürliche Wasserkreislauf davon beeinflusst. Durch höhere Temperaturen verdunstet mehr Wasser. So nehmen lokal Dürreperioden zu, während in anderen Regionen durch den höheren Wassergehalt in der Atmosphäre die Gefahr von extremen Regenfällen steigt. Das Problem hat auch Jauch erkannt. Das System aus Verdunstung, Wolkenbildung und Niederschlag habe sich verändert, so der Forschende. Deswegen sollen die Windräder den Wasserkreislauf verstärken. Dabei sieht er verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. So sollen die Windanlagen in Küstennähe durch auflandigen Wind das Wasser über lange Strecken landeinwärts verteilen, bis es etwa auf Gebirgszüge trifft und abregnet. Auch in der Land- und Forstwirtschaft könnte es Dürreperioden entgegenwirken, so der deutsche Forscher.

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Aber nicht nur das. Jauch sieht in seinen „regnenden“ Windkraftanlagen auch Potenzial im Hinblick auf die Gletscherschmelze. Man könne sie Jauch zufolge auch nutzen, um beispielsweise in Norwegen abschmelzende Gletscher aufzubauen. In anderen Gebieten, in welchen Waldbrände eine stete Gefahr sind, wäre das Prinzip auch anwendbar ist der Forscher überzeugt.

Konzept ist noch lediglich eine Idee

Damit das Wasser an die Stelle kommt, wo es tatsächlich gebraucht wird, muss die Windrichtung stimmen. Jauch zufolge ist diese Methode der Wasserverteilung relativ unpräzise. Das sei jedoch auch ein Vorteil. Das Wasser soll dadurch in den betroffenen Gebieten diskriminierungsfrei an Menschen, Pflanzen und Tieren wandern. Nur so könnte das gesamte Ökosystem und das Grundwasser davon nachhaltig profitieren. In einer etwas aufwändigeren Ausführung soll das System zukünftig auch zur Entsalzung von Seewasser zum Einsatz kommen können. Clemens Jauch ist überzeugt, dass seine Erfindung funktioniert.

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In Masterarbeiten sollen sich nun Studierende mit verschiedenen Aspekten, wie den technische Komponenten für das Düsensystem oder der Aerodynamik der Rotorblätter, beschäftigen, bevor es an konkrete Forschungsprojekte geht. Bisher handelt es sich bei den wasserverteilenden Windkraftanlagen lediglich um eine Idee. So müssen die Kosten dieser Methode noch berechnet werden und die tatsächliche Praxistauglichkeit überprüft werden. Ebenso stellt sich die Frage, ob mehr Niederschlag eine wirklich universelle Lösung ist, da die stärkere Verdampfung eben auch zu Wettextremen wie Starkregen (wir berichteten) führt. Deswegen ist die Wirksamkeit von Jauchs Lösung noch lange nicht erwiesen, spannend ist sie aber definitiv.

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