Zusatzzölle auf E-Autos aus China seit Mitternacht in Kraft
Seit heute sind bei aus China importierten E-Autos zusätzliche Zölle zu entrichten. Dies wurde von der EU veranlasst, da sie chinesischen Herstellern vorwirft, durch Subventionen einen unfairen Wettbewerbsvorteil auf dem europäischen Markt zu haben. China empfindet die zusätzlichen Zölle von bis zu 35,3 Prozent auf Elektroautos als „unrechtmäßig“. Das Pekinger Handelsministerium will weiterhin mit der EU verhandeln und eine Einigung erzielen, um eine „Eskalation der Handelskonflikte zu vermeiden“.
+17 % Zollabgabe für BYD
Anfang Oktober stimmte eine große Mehrheit der EU-Staaten für Strafzölle. Deutschland war dagegen, Österreich enthielt sich. Der Autofahrerclub ÖAMTC sprach sich jedoch gegen die Zollerhöhung aus und begründete dies wie folgt: „Letztendlich treffen die Zölle vor allem jene Menschen, die sich für die E-Mobilität entscheiden würden, wenn die Fahrzeuge günstiger wären.“ Der Club befürchtet, dass nun viele potenzielle E-Auto-Käufer:innen zusätzlich abgeschreckt werden könnten.
Nichtsdestotrotz – die Zölle sind soeben in Kraft getreten, sogar einen Tag früher als geplant. Für importierte Autos des Herstellers BYD muss ab sofort eine Zusatzabgabe von 17 Prozent entrichtet werden.
Europäische Kommission will Zukunft der Autoindustrie in der EU sichern
Die Europäische Kommission zeigt sich überzeugt von ihrer Entscheidung: Eine von ihr veranlasste Untersuchung soll gezeigt haben, dass chinesische Hersteller von unfairen Subventionen profitieren und dadurch einen erheblichen Vorteil auf dem europäischen Markt erlangen. So sollen chinesische E-Modelle bis zu rund 20 Prozent günstiger angeboten werden als jene, die in der EU hergestellt werden. Die Ausgleichszölle werden als Lösung angesehen, um die Zukunft der Autoindustrie in der EU zu sichern.
Fakt ist: Immer mehr chinesische E-Auto-Hersteller denken darüber nach, in Europa zu bauen. Einige chinesische Autobauer, wie etwa „GAC“, prüfen bereits die Herstellung von Elektroautos auf europäischem Boden, um EU-Zölle zu umgehen. BYD hat bereits vor einigen Monaten beschlossen, bis 2026 in Südungarn (Szeged) ein Werk zu errichten.
Vergeltung aus China
Obwohl sich Peking in seiner ersten Reaktion auf die eingeführten Zölle verhandlungsbereit zeigt, befürchten Expert:innen langfristig scharfe Gegenmaßnahmen. Der EU-Kommission wird von China EU-Protektionismus vorgeworfen. Bereits in der Vergangenheit drohte Peking mit höheren Zöllen bei der Einfuhr von Verbrennern mit großem Hubraum aus der EU. Jetzt möchte China zudem Zusatzabgaben auf den Import von Schweinefleisch und Milchprodukten prüfen.
Hoffnungsschimmer
Es soll jedoch noch Hoffnung geben: Die verhängten EU-Zusatzzölle könnten relativ schnell wieder aufgehoben werden, wenn sich Peking und Brüssel auf eine Lösung für beide Seiten verständigen. Dafür müsste jedoch der durch chinesische Subventionen entstehende Schaden anderweitig ausgeglichen werden. Ansonsten würden die EU-Zölle für fünf Jahre gelten.
Zu den möglichen Lösungsansätzen, um Zölle abzuwenden, zählen Mindestpreise für chinesische E-Autos, die in der EU auf den Markt kommen. Dafür müssten Autohändler Preisverpflichtungen eingehen. Auch mögliche Investitionen chinesischer Autobauer in Europa sind ein Thema. Brüssel und Peking verhandeln jedenfalls weiter. Offen ist noch, wie sich die zusätzlichen EU-Zölle auf die Autopreise für Endkund:innen in Europa auswirken.
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